Insolvenz-Geschichten Teil 2:
Im Mai dieses Jahres las ich eine Nachricht, die mich ein wenig schockiert hatte. Die Ahornberger Landbierbrauerei Stößner aus Ahornberg/Konradsreuth hatte Insolvenz angemeldet. Die Nachricht traf mich mehr, als das spätere Aus der Jahns-Bräu, weil ich das Ahornberger Landbier als ziemlich süffig in Erinnerung hatte. Außerdem waren die urig-bauchigen Bügelverschluss-Flaschen mit dem Charakterkopf damals Kult.
Seither habe ich mich in Franken südwestwärts bewegt, weshalb ich das Ahornberger Landbier aus den Augen verloren hatte. Und jetzt das: Insolvenz!
Die nordostfränkischen Brauereien sind davon in gewisser Weise stärker bedroht, als solche aus dem Süden oder Westen. Das liegt zum Einen an der immernoch strategisch ungünstigen Lage im ehemaligen Zonenrandgebiet. Zum Anderen investierten nach der Wende in den 90er Jahren viele Brauereien in diesem Gebiet große Summen in neue Anlagen, um die immense Nachfrage nac „Westbier“ in Thüringen und Sachsen befriedigen zu können. Dieser Boom dauerte aber nur bis ca. 2002. Dann besannen sich die Thüringer und Sachsen wieder auf ihre „regionalen Marken“ (– auch wenn sie Teil internationaler Konzerne sind). Der Markt im Osten brach erneut ein – wie schon mit der Teilung Deutschlands – und die Verbindlichkeiten aus den 90ern sind seither ein schwerer Klotz am Bein. Verstirbt dann noch ein Gesellschafter und die Nachfolgeregelung ist ungewiss, ist man schnell am Ende seiner finanziellen Möglichkeiten. Dabei steht die Brauerei laut Insolvenzverwalter gut da, weshalb der Betrieb auch seither uneingeschränkt weitergeführt wird. Auch in Getränkemärkten der weiteren Region findet sich das Bier noch. Es besteht also berechtigte Hoffnung auf Rettung der Brauerei. Um’s Aornberger Landbier würzig-mild wäre es nämlich mehr als nur schade.

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Ein helles Vollbier steht da vor einem, golden mit sattem Schaum, ders o weiß und voll ist wie der Bart des Ahornberger Maskottchens. Der Geruch ist leicht würzig mit einer Spur von Hopfen. Kein Pils, kein weichgespültes Helles, ein Bier eben, wie es sein soll. Beim erneuten Verkosten weiß ich auch gleich wieder, warum mir dieses Bier vor 20 Jahren schon gefiel: Würzig ist es, mit deutlich spürbarem aber nicht übertriebenem Hopfen. Gut, für die unter uns, die der Hopfenbittere abgeneigt sind, sperrt sich das „zweiundzwöfzigste“ Seidla vielleicht. Bis dahin ist es aber ordentlich, solide. Sicher, es ist keines der fränkischen Spitzenbieren. Da habe ich in diesem Jahr schon Helle genossen, die eine Welt für sich waren. Aber es ist ein ordentliches, ehrliches Bier, das seine Berechtigung auf dem fränkischen Biermarkt hat.
Ich rufe jetzt nicht zum massenhaften Konsum dieses Bieres auf, aber in einem Interview mit der Frankenpost sagte der Bürgermeister von Konradsreuth, Matthias Döhla, dass die Brauerei wohl durch Konsum alleine nicht zu retten sei. Das mag er so sehen, aber ehrlich: Einen Versuch wäre es wert!