Am letzten Wochenende war ja die proBier in Bamberg. Ehrlich gesagt war ich ein wenig skeptisch, was eine Biermesse in Bamberg angeht – und die Ausstellerliste hat meine Skepsis nicht unbedingt gemindert. Von all den Brauereien in der Stadt (je nach Zählweise zwischen 9 und 12) wollte keine mit einem Stand in der Konzerthalle vertreten sein. In der Lokalpresse hatte das für Unmut gesorgt, war aber irgendwie auch verständlich. Welcher Bamberger würde schon 9 Euro Eintritt bezahlen, um dann an den einzelnen Ständen nochmal zwischen einem und zwei Euro für 0,1 Liter zum Probieren auszugeben, wenn er keine zwei Kilometer weiter für 0,5 Liter des gleichen Biers bestenfalls ein Drittel zahlt. Dementsprechend verteilte sich die Liste der Aussteller auch eher aufs Umland, die fränkische Schweiz und den Aischgrund und ein paar Exoten aus dem Rest der Republik und Tschechien. Interessant zwar, aber so „richtige Zugpferde“ haben mir persönlich ein wenig gefehlt …

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Beim genaueren Hinschauen hat man dann aber festgestellt, dass es verdammt vieleinteressante und neue  – eigentlich sogar zu viele – Biere zu entdecken gab. Leider konnte ich nur am Freitag Abend die Messe besuchen, was dazu führte, dass ich das eine oder andere Bier unverkostet lassen musste. Vielleicht könnte man das im nächsten Jahr besser lösen und eine Gesamtliste der angebotenen Biere vorab veröffentlichen …

Aber ich will nicht quengeln, es gab ja genug interessante Biere und Gespräche. Wie zum Beispiel mit Markus Mereien am Stand der Brauerei Drei Kronen in Memmelsdorf. Der hatte drei Biere im Gepäck: das altbekannte Stöffla, einen dunklen Bock Winter Fürst und ein helles Lagerbier, die Helle Lotte. Entstanden ist das Bier als Hochzeitsbier von Isabella und Markus Mereien. Ähnlich wie bei der Brauerei Rittmayer zum Beispiel (ihres hier und seines da) war das Hochzeitsbier so beliebt und nachgefragt, dass man es als neue Sorte ins Programm nahm. Und dort übernimmt es die Aufgabe des feingehopften Hellen.

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Das „feingehopft“ darf man übrigens so stehen lassen. Dafür sorgen Spalter Select, Hersbrucker Mittelfrüh und ein Hauch von Cascade. Aber wirklich nur ein Hauch, denn das Bier schmeckt einfach nur angenehm fruchtig. Wer den Cascade herausschmecken möchte, müsste schon eine extrem guten Gaumen haben. Aber das macht das Bier aus, es ist einfach schön abgerundet. Die feine Bittere, die nicht so deutlich wie zum Beispiel bei einem Pils wirkt, der Körper, die Vollmundigkeit. Alles ist stimmig und vor allem nicht zu schwer: Die Stammwürze liegt bei 11,3 %, der Alkoholgehalt bei geschmeidigen 4,7 %. Wirklich rundum gelungen – und ein schönes Beispiel dafür, was ich schon seit Jahren als den „deutschen Weg zwischen Craft und Tradition“ nenne. Eine Mischung aus klassisch deutschen Bierstilen, hier dem hellen Lagerbier, und Craftbeer-Einflüssen aus den USA wie hier mit dem Hopfen Cascade. Im Falle der Hellen Lotte hat das ein Bier ergeben, das durch seine Ausgewogenheit den klassischen Bierfranken genauso anspricht wie einen Biernerd wie mich. Ehrlich, das kann ich guten Gewissens empfehlen.