Zu den schönen Biertraditionen im Jahr gehört das Stärkantrinken. Wer nicht aus Franken ist, dem sagt dieser Begriff wahrscheinlich nichts. Ich will das auch nicht groß erklären, das habe ich schon letztes Jahr gemacht, aber nur so viel: Es geht darum, sich mit besonderem Bier Kraft und Saft fürs kommende Jahr anzutrinken. Dass dieser Brauch hier und da zum „Live-Event“ oder zur reinen Saufveranstaltung verkommt, sei hier nicht verschwiegen. Aber es geht auch anders. Wie beim Greifenklau.

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Dass es dort als Geheimtipp einen Bock, nämlich den aus dem November des letzten Jahres, mit unterschiedlichen Hopfensorten gestopft gibt, hat mittlerweile sogar die lokale Presse entdeckt. In diesem Jahr stehen einige sehr interessante Hopfensorten auf dem Programm: Equinox, El Dorado, Fantasia, Jarrylo, Barb Rogue, Relax, Fakoners Flight,, Aurora, Cluster, Pekko

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Den El Dorado-Bock hatte ich ausgelassen. Ich muss zugeben, ich war gestern Abend schon ein wenig in Sachen Bockbier unterwegs und da empfahl sich ein langsamer Start. Was im Falle der Relax-Version des Greifenklau-Bocks nicht der schlechteste Einstieg war. Relax ist ja ein Hopfen, der eigentlich aus dem Tee-Bereich kommt. Verbraut wurde der Hopfen zum Beispiel beim NBG Relax. In Verbindung mit einem hellen, fränkischen Bock ergibt es ein würziges Aroma, leicht an Heu erinnernd. Ganz nett, aber keine Fruchtbombe. Klar, nicht jedes hopfengestopfte Bier kann und soll so eine Fruchtbombe sein, aber da viele der IPAs, Pale Ales usw. mit tropisch-fruchtigen Hopfen gestopft sind, entwickelt man als Konsument so eine Art „Fruchtbomben-Erwartung“. So, wie Craftbeer-Einsteiger die einfache Gleichung aufmachen „Craftbeer = IPA“, erwartet mancher beim Begriff „hopfengestopft“ gleich Mango, Papaya, Grapefruit und vor allem Litschi (weil es oft in den Beschreibungen der Hopfensorten steht).

Nummer 2 für mich war Aurora. Den Hopfen habe ich auf der letzten Braubeviale kennengelernt. Geruchlich deutlich fruchtiger, im Aroma kommt die Pinie deutlicher hervor. ABER: Nicht gleich von Anfang an. Aurora lässt in der Konzentration (2g pro Liter) dem Bock und seiner inhärenten Süße Platz, erst dann kommt die trockene Pinien-Note und gibt dem Bock einen angenehmen Widerpart.

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Nummer 3 war Falconers Flight. Dabei handelt es sich nicht um eine Hopfensorte, sondern eine Hopfenmischung. Und die ist jetzt (endlich) die erwartete Fruchtbombe. Schöne Fruchtaromen aus dem Tropenbereich geben dem Bier eine fruchtige Süße mit Mango, Papaya, Grapefruit – ohne die Grapefruit-Bittere! Wer aus der Pale Ale- und IPA-Ecke kommt, dem würde die abschließende Bittere fehlen. Der typische Franke könnte ich dafür eher mit so einer Variation anfreunden. Mal was anderes, aber eben nicht zu bitter und deshalb auch süffiger. Damit kann man Spaß haben.

Meine Nummer 4 (und die Nummer 5 beim Greifenklau) war Barbe Rouge. Den Hopfen hatte ich ja erst in meinem Feature über französische Hopfen vorgestellt. Ein Hopfen, der ein wenig polarisieren dürfte. War bei dem auf der Braubeviale probierten Barbe Rouge-Bier die Erdbeeressenz dominanter, wirkt dieses Barbe Rouge blumig, fruchtig und erst nach dem Schlucken kommt langsam das Erdbeeraroma auf. Sozusagen das Echo süßer, roter Früchte. Wie gesagt, das polarisiert. Ein Mittester am Tisch ließ sich – auch in Anspielung zu Moulin Rouge – zu der Äußerung hinreißen, der Hopfen schmecke schon ein wenig „nuttig“ … Süß, rote Früchte, vielleicht auch ein wenig sündig. Ich würde ja mal was mit der Kombination aus Barbe Rouge und Vic Secret empfehlen. Aber ein Erotik-Bier gibt es ja schon. Mir gefällt es. Es ist aber etwas anderes, das muss man im Hinterkopf behalten.

Nummer 5 (bzw. 6, der ausgelassene El Dorado, ihr erinnert euch) ist Cluster. Der soll laut Beschreibung brombeerig sein. Aha! Passt nach Barbe Rouge, sozusagen Frucht zu Frucht. Wem das Barbe Rouge zu süßlich ist, der hat mit Cluster eine Alternative, die zwar ebenfalls beerig, aber herzhafter ist. Auch nett, probiert das mal zum Sauerbraten. Könnte ich mir gut vorstellen.

So weit live aus der Brauerei Greifenklau. Ob es noch mehr aus der Liste werden, wer weiß? Um 16.00 Uhr muss ich los nach Erlangen, dort ruft der zweite Craft Beer Market, auf dem Martin udn ich aus unseren Büchern vorlesen düfen. Und nebenbei warten noch viele neue Biere, die verkostet werden wollen. Wie gesagt, der 6.1. gehört dem Bier. Und den Drei Königen, die kamen im Greifenklau auch noch vorbei.
In diesem Sinne: Habt Spaß und sammelt Stärke fürs Jahr!