Zu den unergründlichen Mysterien des deutschen Biermarktes gehört das gerade vorherrschende Paradoxon, dass auf der einen Seite die halbe Bierwelt über Craftbiere spricht, während auf der anderen Seite milde Helle boomen. Wo es also den einen nicht hopfig genug sein kann, greifen die anderen nach genau den Bieren, die „kaum einen Hopfen gesehen haben“. Das scheint im ersten Moment widersprüchlich, ist es aber weniger, als man denkt. Denn beide Strömungen sehen sich nach etwas, was die deutsche Bierwirtschaft aus den Augen verloren zu haben scheint: nach ehrlichen, ordentlich gebrauten Bieren!

Hell
Ursprünglichkeit gehört (zum Teil) auch zum Image der Lang Bräu aus Schönbrunn. Das Etikett mit dem Fichtelgebirgshintergrund hat etwas Uriges. Und dann wäre ja auch noch die Brauerfamilie Hopf, die – scheinbar 24 Stunden am Tag – in Lederhosen auftritt. Urig, bayrisch eben. Dass das Fichtelgebirge nun nicht gerade Lederhosen- und Sepplhut-Land ist – sei’s drum. Wenigstens ist das Bier noch „fränkisch verpackt“. Wie heißt es auf der Homepage so schön:

„Ein Vollbier, wie es sein soll – oberfränkisch und süffig.“

Womit wir beim Bier sind. Das ist hell, malzig-fruchtig und hat daneben noch eine feine Hopfenblume. Mit 4,5 % Alkohol und 11,1 % Stannwürze ist es eher ein lichteres Helles, was sich aber nicht nachteilig auf den Geschmack auswirkt. Da ist es angenehm voll und süffig! Schaut man sich die Brauerei an, kann man sagen, dass das Bier auch ordentlich handwerklich gebraut wird. Und ein „junger Wilder“ soll Jürgen Hopf ja auch mal gewesen sein. Als solcher hat er das Jean Paul-Bier oder das Erotikbier kreiert. Letzteres ist nicht gerade „crafty“, aber hey: Craftbiere haben bisweilen auch so schräge Namen. ;-)