Das heutige Bier des Tages wird so eine kurze Presse-Nachlese zum Tag des Bieres am letzten Wochenende. Passend zu dem Tag haut ja jeder Pressemitteilungen zum Thema Bier raus, die dann durch alle möglichen Medien geistern. Wie zum Beispiel diese: „Die Deutschen kaufen weniger Bier, werden dafü aber beim Bier immer wählerischer!“ So oder so ähnlich konnte man es von t-online bis Bild überall lesen. Liest man sich die entsprechenden Artikel dann durch, kommt die Ernüchterung: Der neue Trend zur Vielfalt betrifft nämlich die sogenannten „Hell- und Spezialitätenbiere“. Gerade im Bereich „Bayrisch Hell“ ist diese Vielfalt allerdings ein wenig trügerisch, wie ich finde. So richtig spannend und einzigartig sind von diesen „neuen Retro-Hellen“ die wenigsten. Aber vielleicht ist das ja auch nur meine Meinung? Die Studie des Martforschungsinstituts Nielsen wird dann in der Regel weiter zitiert, dass neben den Hellen auch Keller-, Land- und Festbiere boomen. Auch so ein Satz, den ich liebe, denn welchen Bierstil soll man sich unter dem Etikett „Landbier“ vorstellen? Ein Helles? Ein Dunkles? Ein Kellerbier? Selbst „Landweizen“ und „Landpils“ gibt es, dabei sinken doch die Anteile von Pils und Weizen, sagt die Studie. Ach ja – Lagerbiere nehmen generell zu, heißt es. Aber das Export (das ja wie das Pils auch) zu den Lagerbieren gehört, nimmt ab …

Also, ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber mit solchen Studien kann ich nicht so viel anfangen. Klar, dass Kellerbiere und Helle boomen, schreibe ich auch immer wieder. Auch dass sich Bier im Moment gut verkauft, wenn man ihm einen ländlichen und „ehrlichen“ Charakter gibt – und sei es nur, dass man es in Euro-Flaschen abfüllt und ihm Retro-Etiketten gibt. Die High-Tec- und Designer-Pilsner mit ihren Hochglanzetiketten verlieren dagegen, weil sie für eine Fehlentwicklung auf dem Biermarkt stehen. Oder sagen wir: Für eine Entwicklung, die sich überholt hat. Aber gleichzeitig zeigt die Studie das nächste Problem: „Landbier“ und „Lager“ sind sehr weiche Kategorien, das lässt sich als Etikett ohne großen Einsatz auf fast jedes Bier kleben. Und aus jedem Kellerbier lässt sich mit ein wenig Hefe (im besten Fall) ein Kellerbier zaubern. Ein „ehrliches und authentisches Bier“ – also das, was die Verbraucher meines Erachtens am meisten wünschen – verbirgt sich dahinter nicht immer.

dsc_1101Deshalb ist es umso wichtiger, echte Landbiere von den Neo-Landbieren zu trennen. Ein echtes Landbier folgt sozusagen seinem Terroir, ist in seiner Region und aus ihr heraus entstanden. Ich will das mal an einem Beispiel verdeutlichen: Nehmen wir mal die Fränkische Schweiz. Die ist für ihre phänomenalen dunklen Biere berühmt. Warum? Weil das Wasser in der Fränkischen eher hart ist – und hartes Wasser Biere „zufärbt“, also dunkler macht. Außerdem würde es bei hellen, hopfenbetonten Bieren zu einer unangenehmen Bittere führen. So hat sich – wenn man so will – auf natürlichem Weg das typische Dunkle in der Fränkischen Schweiz entwickelt. Helle Biere und Pilsner kann man dort natürlich auch brauen, aber erst, seitdem man die Wasserhärte entweder physikalisch oder mittels Sauermalz ausgleichen kann. Insofern sollte eigentlich ein Bier wie das Märzen von der Brauerei Penning-Zeissler Trend sein.

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Das ist dunkel, wie es sich für ein Märzen (und vor allem für eines aus der Fränkischen) gehört. Es hat mit seinen 5,5 % für ein Märzen ordentlich viel Alkohol. Das ist ja auch so eine Sache: Ein Märzen sollte ein wenig stärker sein als eine normales Vollbier. Spart man da, spart man am falschen Ende, wie ich finde. Es schmeckt ordentlich vollmundig, das Malz zeigt ein schönes Spektrum von kross gebackenem Landbrot bis Karamell. Die Bittere passt auch dazu. Die Süße, das ist ja bei dunklen Märzen auch ein Thema, ist schön verhalten, kommt vor allem im Nachhall hervor. Ganz ehrlich, so schmeckt Bier. Da können mir Meinungsforschungsinstitute erzählen, was sie wollen Und die Großkonzerne dürfen meinetwegen eine sogenannte Spezialität nach der anderen raushauen. Ist mir egal!

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Wer ein Bier wie aus der guten alten Zeit probieren möchte, der muss eben den Marketingtrends und den vor allem den bisweilen recht lieblos auf den Markt geworfenen „Spezialitäten“ widerstehen und dorthin gehen, wo Bierkultur noch gelebt wird.

P.S.: Ach ja, noch etwas war der o.g. Pressemitteilung zu entnehmen: Die Deutschen kaufen auch immer weniger Bier. Nur noch 74 Liter nimmt jeder Deutsche aus dem Handel mit, ein Minus von 2,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Das ist eine alarmierende Zahl. Und ich weiß nicht, ob ein Strohfeuer nach dem anderen (nämlich jene schnell auf den Markt geworfenen „Spezialitäten“) das  werden ändern können. Dann lieber weniger kaufen, dafür aber „das Richtige“. Ihr versteht schon, was ich meine. Dafür lest ihr ja diesen Blog. ;-)