So, jetzt ist das Bier des Tages dreistellig! Das 100. Bier des Tages … Zeit, ein kleines Resümee zu ziehen. <schluck> Als erstes möchte ich dem lieben Gott und meinen Eltern danken, die mich einen Franken haben werden lassen. <schluchz, Tränchen> Dann muss ich natürlich auch allen danken, die durch Anregungen, Tipps, Diskussionen und Biertransfers dieses Projekt unterstützen. <strahl, blinker, Armbewegung ins Publikum> Und natürlich geht besonderer Dank an meine Frau, die die vielen Testbiere bisher und auch die vielen kommenden so geduldig erträgt und es akzeptiert, dass Ausflugsziele plötzlich nach den umgebenden Brauereien und Getränkefachmärkten ausgesucht werden. <deutlicher Handbewegung zu der Frau in der ersten Reihe, der die Erwähnung sichtlich peinlich ist> Und dann natürlich auch ein großer Dank an alle, die das einfach nur lesen und sich ab und an mal ein neues, vorher unbekanntes Bierchen aufmachen. Hey, ich liebe euch alle … <schluchz, schluck, Tränchen für die Total-Aufnahme im Fernsehen!>

Spaß beiseite! 100 Bierchen sind ja nun bei Weitem keine so große Leistung, um eine Oscar-würdige Dankesrede vom Papier zu stammeln! Schließlich hat das Jahr noch genügend tage und damit Biere, die es zu testen, verkosten, bewerten, zu loben oder zu verdammen gilt.

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Aber dem Anlass entsprechend darf man sich an so einem Tag ruhig etwas Besonderes als Bier des Tages  gönnen. Und dafür habe ich ein Bier von einer Brauerei ausgesucht, die ich zwar schon kannte, im Laufe dieses Projektes aber immer besser kennen und schätzen gelernt habe: Die alte Klosterbrauerei Vierzehnheiligen, besser bekannt als der Trunk. Von dem gibt es nämlich auch einen Fastenbock, der bisher sträflich vernachlässigt wurde. Und das ist – nicht nur wegen seiner phänomenalen 8,0%! – wirklich eine Untat, die hiermit sofort gesühnt werden soll. Schließlich muss man ja reinen Herzens ins Osterfest gehen können.
Beim Fastenbock handelt es sich um einen dunklen Bock. Ich weiß, für dunkle Böcke ist das Wetter fast schon zu warm und hier und da locken auch schon die ersten Maiglöckchen und hellen Maiböckchen. Der Nothelfer Fastenbock passt aber trotzdem, denn er ist im Geschmack wesentlich weniger heftig, als man auch im Hinblick auf das Export-Dunkel vermuten könnte. Das Dunkle zeichnet sich ja durch eine wahre Synphonie an Röst- und Dunkle-Malz-Aromen aus. Der Fastenbock ist aber nicht einfach das Dunkle, das mit mehr Malz eingebraut wurde, um den gewünschten Alkoholgehalt bei ähnlichem Geschmack zu erhalten. Er ist von Grund auf eigenständig: Dunkel mit einem satten Stich ins Tiefrote, wenn man ihn gegen das Licht hält. Der feinporige Schaum steht dicht und stabil. Der Geruch ist verhalten röstmalzig und dunkel. Und der Geschmack ist schön schwer im Antrunk, röstig, barock und schnörkelig. Aber wo das Dunkle die Röstnoten konsequent durchzieht und die daraus resultierende Herbe lang anhalten lässt, zeigt sich der Bock dezenter. Der herbe Nachhall hält kürzer an und weicht einer getreidigen Restsüße. Insgesamt ein sehr ordentlich dichter, brotiger Fastenbock, der alle Kriterien der Kategorie locker erfüllt. Ehrlich gesagt finde ich ihn sogar angenehmer und eingängiger als das Export. Wer also in der Karwoche schnell nochmal nach Vierzehnheiligen kommt, sollte ihn nicht unprobiert lassen. Wer weiß, vielleicht kann man es gleich mit der Osternacht in der Basilika kombinieren … denn die ist auch ein Erlebnis.

#100