Heute am 5. Januar bzw. morgen am 6. Januar trifft man sich in Franken – vor allem in Oberfranken – ja gerne in geselliger Runde, um sich die „Stärk“ fürs neue Jahr anzutrinken. Der Brauch rührt wohl daher, dass der 6. Januar – im Volkstum auch der „Öberst“ genannt – eine Art vorchristliches Neujahr gewesen sein könnte. Die Quellenlage dazu ist allerdings schwierig und die Thesen, ob Epipahanias nun von den frühen Christen, den Römern oder den alten Germanen als Neujahrstag angesehen wurde, sind so vielfältig wie die Starkbiere, mit denen man sich an dem Tag gegen alle Gefahren des neuen Jahres wappnet. Das einzigem was sich belegen lässt, ist, dass es verschiedenste vorchristliche Bräuche um den 6. Januar gab, die durch die Festsetzung des Weihnachtsfestes am 25. Januar beim Konzil von Nicäa (325) und die bei der „fränkischen Synode“ 567 auf 12 Tage erweiterte Weihnachtszeit (erweiterer Weihnachtsoktav) christlich überlagert wurden. Wie auch immer: Der 6. Januar war und bleibt ein wichtiger Tag im Volksglauben. Die heiligen drei Könige segnen die Häuser und schreiben diesen Segen mit Kreide an die Türen; in manchen Regionen gibt man dem Vieh Salz ins Futter, um es im neuen Jahr vor Krankheit zu schützen, und in Franken trinkt man sich „sei Stärk an“.
Gelegenheiten dazu gibt es viele, zum Beispiel:
Schwarzer Adler, Schlüsselfeld (5.1. ab 18.00 Uhr)
Mönchshof, Kulmbach (5.1. ab 19.30 Uhr)
Weißenoher Klosterbräu, Weißenohe (5.1. ab 18.00 Uhr)
Sonnenbräu, Mürsbach (6.1. ab 14.00 Uhr)

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Bei der Brauerei Wagner in Merkenorf kann man sich auch seine Stärk antrinken – und hat dazu eigentlich gleich drei Biere zur Auswahl: Ein erst ab morgen erhältliches 850-Jahre-Merkendorf Festbier oder zwei Böcke – einen hellen und einen dunklen. Da müsste also für jeden Gaumen etwas dabei sein.

Beide Böcke haben den gleichen Alkoholgehalt von 7,5%. Das lässt auf ein gemeinsames Grundrezept schließen, bei dembei der dunklen Variante noch ein wenig Röstmalz zugegeben wurde. Röstmalze fallen bei Vergärung weniger ins Gewicht und verändern so zwar Farbe und Geschmack, den Alkoholgehalt aber nicht oder nur kaum. Es wäre aber auch eine andere Variante denkbar: Dem fertig eingemaischten Bock wird flüssiges Farbmalz als erlaubter Farbstoff zugegeben was ich der Brauerei Wagner nicht unterstellen mag. Denn mit dem Festbier und ihrem Dunklen haben sie gleich zwei Biere unter den Bierstar-Inhabern im Jahr 2012. Das spricht eigentlich für handwerkliche Qualität.

Beim hellen Bock hätte man die Farbbezeichnung gar nicht auf die Flasche schreiben müssen. Denn für einen hellen Bock, die aufgrund der Malzmenge gerne farblich ins Altgold gehen, ist der hier schon verdammt hell und klar. Der Geruch ist leicht hopfig, aber auch das kennt man von den hellen Böcken. Schwerer Malzigkeit arbeitet man da gerne mit reichlich Hopfen entgegen. Geschmacklich ist die Malzsüße noch ein wenig spürbar, deutlicher kommt aber der grasige Hopfen mit seiner leicht nachhängenden Herbe heraus. Das ist für mich so noch gut – aber ich mag die milden, malzigen Böcke halt lieber. Oder eben gleich die dunklen.

Und da gibt’s ja den sinistren Zwilling des hellen Bocks. Farblich ist er nicht zu dunkel, braun würde ich sagen. Der Geruch ist bierig und leicht alkoholisch. Dafür zeichnet wohl die verwendete Hefe verantwortlich, wie ich mittlerweile gelernt habe. Ist der helle Bock eher ein schlanker, geradliniger Kollege, zeigt sich der dunkle kernig, würzig und mit feiner Röstnote.Kräftig wirkt er, nicht pappsüß, sondern eher bierig ausgewogen. Dazu kommt die nachhängende Herbe, die man vom hellen Bock her kennt. Von Schluck zu Schluck wirken die dunklen Geschmacksnoten auch weniger dominant und die Hopfenbitterstoffe kommen deutlicher heraus. meinem Gaumen hat der dunkle Bock besser geschmeckt. Aber morgen hat man ja die Auswahl … und nicht nur beim Wagner in Merkendorf, sondern nahezu in ganz Franken!