Heute gibt’s bocktechnisch mal was „voll auf die zwölf“! Ich hatte ja vor wenigen Tagen zu Beginn meines Specials über Weihnachts- und Bockbiere geschrieben, dass das EKU 28 früher in Sachen Alkohol ziemlich weit oben in der Welt war. Heute setze ich gleich noch einen drauf: Hat das EKU 28 „nur“ 11 % übertrifft es der Tully Cross Eisbock vom Brauhaus am Kreuzberg mit 11,5 %.

Tully Cross Eisbock

Angeblich wurde der Eisbock ja in Kulmbach bei der Reichelbräu (der Vorläuferin der Kulmbacher Brauerei AG) erfunden – die Geschichte ist einfach: Braulehrling vergisst Fass im Winter draußen. Als die Brauer am nächsten Tag zur Arbeit kamen, war das Fass bis auf einen kleinen Rest im Inneren durchgefroren. Zur Strafe bohrte man ein Loch zur Flüssigkeitsblase im Eis und der Lehrling musste trinken, was im Inneren ölig schimmerte – und soll gleich drauf besoffen umgefallen sein. Voilá, der Eisbock war erfunden.

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Während der Kulmbacher Eisbock knapp über 9 % Alkohol liegt, gibt es beim Tully Cross Eisbock wie gesagt 11,5 %. Das lässt ein schweres, öliges Bier erwarten. Gut, im Glas liegt es „ein wenig tot“. Aber das liegt am Ausfrierungsprozess genauso wie am Alkoholgehalt. Je mehr Alkohol ein Bier hat, desto schwerer tut es sich in Sachen Schaumbildung. Allerdings muss man sagen, dass sich in Sachen Schaum der Tully Cross Eisbock wacker hält. Aber so einen Eisbock trinkt man nicht wie ein stinknormales Lager. Da ist einiges „anders“: Die Nase erschnuppert ein deutliches Trockenfruchtaroma, Rosinen z. B. Das passt in den Winter, auch wenn der Eisbock kein ausdrückliches Winterbier ist. Auf Zunge und Gaumen kommt der Alkohol schon beim ersten Schluck deutlich wärmend durch. Sonst hat man einen schön malzigen Eindruck aus Trockenfrüchten und Karamell. Für meinen Geschmack könnte das sogar eine Spur süßer sein. Dann könnte man den Eisbock sogar anstelle eines Desserts genießen. Aber vielleicht sind die Herbe und leichte Säure gar nicht mal so verkehrt: Immerhin ist grade Weihnachten und süße Schleckereien locken allerorten. Und der Tully Cross Eisbock bildet einen willkommenen Gegenpart dazu. Das muss im Endeffekt jeder für sich entscheiden. In Sachen Eisbock kommt der Tully Cross für mich nicht an den holzfassgereiften Faust Eisbock ran. Aber der ist eine Welt für sich. Wie sich im Vergleich dazu der Kulmbacher Eisbock macht, erfahrt ihr demnächst. Bis Weihnachten sind es ja noch ein paar Tage und es warten noch ein paar Bock- und Festbiere auf euch.