Das Leben wäre schön, wenn es nur gute Nachrichten gäbe. Dass die Deutschen zum Beispiel wieder mehr Bier trinken, ist für die Brauereien und Bierfreunde eine gute Nachricht. „Schuld daran“ soll die WM gewesen sein. Wobei man bei 106,9 Litern pro Kopf im Jahr 2014 im vergleich zu 106,6 Litern pro Kopf im Jahr 2013 nicht zu euphorisch werden darf. das ist – auf fränkische Verhältnisse umgerechnet – übers Jahr gerechnet pro Kopf „ein Schnitt“ mehr als im Vorjahr. Und streng genommen ist der nicht mal allzugut eingeschenkt … ;-)

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Nein, es gibt wahrlich nicht nur gute Nachrichten. Aus Schweinfurt wurde zu Beginn des Jahres gemeldet, dass das Brauhaus Schweinfurt Insolvenz beantragen müsse. Bis Ende Februar gibt es für die 30 Mitarbeiter noch Insolvenzgeld. Dann muss ein Investor gefunden sein, sonst … Dabei sah alles vor ein paar Jahren nach einem vielversprechenden Neuanfang aus. 2010 gab es einen neuen Geschäftsführer, der Qualität und Kundenbetreuung stärken wollte. Der Markenauftritt wurde erneuert, die Homepage, die Brauereizeitschrift „Brauhausnachrichten“ wurden veröffentlicht. Das ist jetzt keine 5 Jahre her … und man möchte sich fast fragen: „Was hat’s gebracht?“ Was die Gründe für die wirtschaftliche Schieflage sind, lässt sich aus den Nachrichten nicht so deutlich sagen. Die in-und-um-Schweinfurt-news weisen auf Defizite in der Öffentlichkeitsarbeit und das Wegbrechen der Gastronomie hin. Und dann nützt dir auch der leicht steigende Bierabsatz im ganzen Land nichts, wenn immer weniger Kneipen und Gaststätten dein Bier ausschenken.

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Allerdings soll man jetzt auch nicht hergehen und so eine Brauerei erst recht „tot-schreiben“. Noch gibt es das Bier, noch wird gearbeitet und noch wird gekämpft! In Schweinfurt haben sie sich dehalb so eine Art „Rettet das Brauhaus-Challenge“ ausgedacht. „Prost Brauhaus“ heißt das ganze und man soll ein Video posten, in dem man ein Brauhaus-Bier trinkt und weitere Personen nominiert, die wiederum ein Brauhaus-Bier trinken müssen usw. Das mit den Videos ufert bei mir ja immer aus, weshalb ich es schreibenderweise mache. Heute gibt es – aus Solidarität – also das Brauhaus Schweinfurt Zwick’l. Ein recht helles, unfiltriertes Kellerbier, bei dem es im Glas schon ordentlich rund geht. Dabei soll es niedrig gespundet sein, sagt das Etikett. Nun ja, dass es spritzig ist, steht diesem Bier, denn helles Malz und Hefe alleine wären ein wenig zu wenig, um „ein Bier zu füllen“. Also versteht mich nicht falsch, schlecht ist das Zwick’l nicht, aber der letzte Kick fehlt ihm noch. Da wirkt unfiltrierte helle Vollbier für meinen Gaumen zu konservativ. Wie wäre es mit einem Zwick’l Pils stattdessen? Ich denke, das so ein Bier eher dem momentanen Geschmack entspräche. Ein wenig mehr Mut beim Hopfen würde dem Bier gut stehen, denke ich. Dann würde aus einem „Trinkbier“ mit 4,8 % vielleicht ein spritziges, fruchtiges „Sommerbier“ …

Aber im Moment ist es müßig, darüber nachzudenken, was man alles hätte machen können. Im Moment geht es erst mal darum, dass das Brauhaus als Braustätte bestehen bleibt. Also los, Leute, lasst die Fernsehpilsner und Billigbiere stehen und kauft bei euren lokalen Brauereien!!! Und da meine ich jetzt nicht nur das Brauhaus Schweinfurt.
Was nützt uns ein steigender Konsum in Sachen Bier, wenn wir ihn mit dem verlust unserer Brauerei- und Biervielfalt bezahlen???