Wenn man Franken umreißen will, könnte man salopp sagen: Von Hof bis Aschaffenburg und runter bis zur Altmühl … Gut, das wäre wirklich grob umrissen und lässt einiges aus. Vor allem die kulturell wechselhafte Geschichte Aschaffenburgs. Die „Spessartmetropole“ Aschaffenburg hat ja eine interessante Geschichte hinter sich. Gegründet wurde „Ascapha“ von den Alemannen, dann im 6. Jahrhundert wohl von den Franken erobert. Seinen Aufschwung erlebte die Stadt als Nebenresidenz der Mainzer Erzbischöfe, die ihre Stellung als Reichskanzler durch beeindruckende Bauten wie das Schloss Johannisburg zur Schau stellten. Nach der Auflösung des „alten Reiches“ war es eine kurze Zeitlang Hauptstadt eines eigenen weltlichen Fürstentums, bevor es österreichisch (1814 – 1816) und letztlich ab 1816 bayerisch wurde.
Seinem milden und sonnigen Klima und seiner Zugehörigkeit zu Bayern verdankt Aschaffenburg ja seinen Kosenamen „das bayerische Nizza“ und ein weiteres Wahrzeichen: das Pompejanum.
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Das ließ der bayerische König Ludwig I. 1840 – 1848 mehr oder minder frei nach Ausgrabungsfunden einer Villa in Pompeji errichten. Schließlich galten die griechische und römische Antike mit ihren klassischen Bauwerken der damaligen Zeit als Maß aller Dinge. Dass Aschaffenburg jenseits des Limes liegt und damit in seiner Geschichte nicht römisch war, blendet das Pompejanum elegant aus. Es liegt ja auch „zu römisch“ oberhalb eines kleinen Weinbergs. Und dass die Römer eigentlich nicht so viel mit Bier am Hut hatten, blendet ein Bier namens Pompejanus genauso nonchalant aus.
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Sieht man sich den Comic-Pompejanus in seiner römischen Uniform auf der typischen Liege „lümmelnd“ an, möchte man fast glauben, jeder Centurio hätte damals statt mit einem Becher Wein mit seinem Pokal goldschäumenden Bieres auf das Wohl von Republik und Caesar angestoßen.
Gebraut wird das Pompejanus vom Bürgerlichen Brauhaus in Wiesen – und das liegt inmitten des Spessarts, soll heißen mitten im für die Römer fürchterlichen Waldes voller wilder Eber und noch wilderer Germanen. Da wäre keiner hochgezogen, um sich ein Fässchen des „Zaubertranks“ zu holen. So ein Urwald war den Römern unheimlich.
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Die Markenrechte für dieses Bier liegen beim Hotel Wilder Mann in Aschaffenburg. Auch ein wenig lustig, dass man gerade im „Wilden Mann“ an die zivilisierten Römer denkt, für die die „wilden Männer“ alle Barbaren waren.
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Das Pompejanus ist dafür alles andere als barbarisch. Im Gegenteil. Das helle Bier mit seinen 4,7 % ist sowas wie ein sehr kunstvoll verfeinertes, leicht opalisierendes Pils. Es besticht mit einer deutlich fruchtigen Hopfennote. Die kommt von der Kalthopfung, was logisch ist, wenn man so ein besonderes Hopefenaroma bekommen möchte. Und wenn man schon ein Bier mit Hopfen stopft, dann nimmt man häufig gleich fruchtige, amerikanische Sorten. Jedenfalls sollte man das Pompejanus nicht zu kalt trinken. Denn zu kühl kann sich dieser feine Hopfengeschmack nach Zitrus, Grapefruit und dezent auch nach Südfrüchten nämlich nicht voll entwickeln. Da würde es eher „nur“ frisch, leicht honigsüß und fruchtig schmecken. Aber mit ein wenig Temperatur wird das klare Hopfenaroma deutlicher und das Bier richtig gut. Die Bitterwerte halten sich in Grenzen. Was ich wiederum sehr angenehm finde. Kurz und gut, so nach einem Besuch des Pompejanums schmeckt ein Pompejanus richtig gut! Und wahrscheinlich auch ohne die Aschaffenburger Sehenswürdigkeit gesehen zu haben. Ich denke mal, mit solchen Bieren hätte man sogar die römische Oberschicht eher für den Gerstensaft begeistern können als mit den Getränken, die germanische Frauen seinerzeit in Erdkuhlen und mit glühenden Steinen zusammengebraut hatten. Allerdings hätten die Römer dazu den Hopfen kennen müssen. Im mediteranen Klima gedeiht der nur leider nicht. Und die amerikanischen Hopfensorten, die dem Pompejanus sein Aroma geben, hätten sie gleich zwei mal nicht gekannt.  So bleibt der Bier liebende Pompejanus ein Produkt der Fantsaie, genauso wie eine römische Villa im fränkischen Aschaffenburg … nur was das würzige und prickelnde Pomejianus zum „Bier für die Liebenden“ macht, das kann sogar meine sonst recht lebhafte Fantasie nicht mehr erklären.