Ich bleibe mal in Aschaffenburg. Wobei …genau gesagt gehe ich von Aschaffenburg nach Großostheim. Das liegt immerhin satte 10 Kilometer vom Zentrum Aschaffenburgs entfernt. In anderen Gegenden Frankens wäre das fast eine Weltreise mit drei Brauereien dazwischen.

In Großostheim sitzt ja die Eder&Heylands Brauerei mit den Marken Eder, Heylands, Bavaria, Alt-Ostheimer, Schwanen Bräu und natürlich der Trendmarke Schlappeseppel. Daneben wird das Miltenberger Kalt-Loch-Bier ebenfalls dort gebraut. Habe ich was vergessen? Ich denke nicht.

Ich muss ja sagen, dass mich die Eder&Heylans-Biere vor diesem Projekt wenig interessiert haben. Das liegt an einer relativ unschönen Erfahrung mit einem damals zu DM-Zeiten recht günstigen Sixpack Eder Pils an einer Tanke und dem Umstand, dass eine liebe Studienkollegin aus „Aschäbersch“ liebend gern über das Bier zu schimpfen pflegte. Dass man zudem Stück für Stück in der Region alles übernahm, was es an Brauereien gab, machte die Sache nicht besser. Wobei ich da ein wenig Abbitte leisten muss. Denn eigentlich hat die Ederbräu Heylands „zurück nach Franken“ geholt. Schließlich verleibte sich 1991 die Frankfurter Henninger Brauerei das Aschaffenburger Bier ein – und damit hätte das Heylands Bier sicher das Schicksal seiner Muttermarke geteilt. 1999 „fusionierten“ Eder und Heylands. Seit 2000 wird das Heylands Bier nicht mehr in Aschaffenburg gebraut. Aber unter Henninger wäre es der Brauerei auch nicht besser gegangen, denn dort wird ebenfalls schon längst nicht mehr selbst gebraut …

Heylands Pils

Ob die Aschaffenburger jetzt ein Problem damit haben, dass das Bier in Großostheim hergestellt wird, oder ob sie Großostheim generös als „Stadtteil“ Aschaffenburgs ansehen, kann ich als Bamberger natürlich nicht sagen. Auch welches Image das Heylands Bier dort hat, entzieht sich natürlich meiner Kenntnis. Also konzentriere ich mich mal nur auf den (Fern-)Vergleich vom Heylands Pilsner zum Schwind Pilsner von gestern. Die 4,8 % sind Pils-Durchschnitt. Farblich gibt es sowieso an dem Bier nichts zu mäkeln. Das Aroma ist typisch pils-hopfig, der Antrunk ungewöhnlich fruchtig. In Sachen Körper ist es natürlich schlank, die unterschwellige Süße ist ok. Die Herbe baut sich erst nach und nach auf, könnte insgesammt knackiger sein, ist aber für ein fränkisches Pils auch noch in Ordnung. Insgesamt ist es gar nicht mal so schlecht, auch wenn es jetzt kein richtiger „Pils-Kracher“ ist. Ich muss aber auch zugeben, dass ich schon wesentlich schlimmere Pilsner trinken musste. Besagtes Fernduell gewinnt – meiner Meinung nach – das Schwind Pilsner hauchdünn, weil es ein wenig eigenständiger wirkt. Aber „süffiger“ wäre vielleicht sogar das Heylands.

Heylands PilsnerAber auch, wenn ich jetzt das Heylands Pilsner ganz brauchbar und trinkbar fand – es steht doch sicherlich im Schatten der Marke Schlappeseppel. Denn die – ehemals über die Heylands Brauerei in die Ehe mit der Ederbräu eigegangen – überstrahlt ja scheinbar alles. Zumindest, was man so an Zahlen immer wieder mal mitbekommt. Denn während der Biermarkt eher schrumpft, legten Eder&Heylands zumindest bis 2011 zu. 2010 gab es gegen den Trend ein Wachstum von 2,6 %, wobei die Marke Schlappeseppel ein Plus von 5,5 % einfuhr, wie man main-netz.de entnehmen kann. Dass damit die Tochtermarke wesentlich erfolgreicher als die Mutter ist, ist eine andere – und auch interessante  – Geschichte. Aber über die schreibe ich vielleicht dann morgen …