Gestern hatte ich ja schon mal ein wenig darüber philosophiert, warum so manche Brauerei mehrere unterschiedliche Pilsner auf den Markt bringt. Das ist, wenn man es recht betrachtet, alles andere als eine Seltenheit. Nehmen wir nur mal Warsteiner, da gibts ja auch neben dem Premium die Variante „Extra Herb“. Was die ganz Großen können, wollen die „Mittelgroßen“ natürlich genauso machen. Im Kulmbacher-Konzern wimmelt es nur so von Pils-Varianten: Kulmbacher Edelherb, EKU Pils, Mönchshof Original, Mönchshof Pilsner, Scherdel Edelhell, Scherdel Pilsner, Braustolz Pilsner, Kappler Braumeister, Sternquell Pils und Sternquell Premium Pils, Würzburger Hofbräu Pilsner, Würzburger Bürgerbräu Pils, Werner Bräu Pilsner, Keiler Land Pils … und auch noch ein Keiler Pils ohne den Zusatz „Land“ davor.

Keiler Pils 2

Bei so vielen Pilsnern, die mehr oder minder aus einer Hand kommen, fragt man sich schon, ob da nicht immer wieder diesselben Rezepte rausgekramt werden. Immerhin könnte man so „Entwicklungsarbeit“ sparen und auch sonstige Synergieeffekte nutzen. Andererseits käme ich mir als Kunde schon ein wenig verschaukelt vor, wenn ich immer wieder dasselbe Bier in unterschiedlichen Flaschen finden würde. Vor allem, weil man neben den regionalen Marken wie Keiler oder Sternquell ja auch überregional mit Kulmbacher und Mönchshof überall vertreten ist.

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Schaut man sich die „technischen Daten“ an, unterscheiden sich Land Pils und Pils nicht voneinander: Beide haben 4,9 % Alkohol und als Zutaten Wasser, Gerstenmalz, Hopfen und Hopfenextrakt. Optisch unterscheiden sich beide Pilsner durch ihre Flaschenform. Das Land Pils gibt es in der Bügelverschlussflasche, das „normale“ Pils in einer Flasche mit Kronkorken. Das Land Pils soll ja nach urtypischer Spessart-Tradition gebraut werden, das Pils soll dagegen ein feinherbes Bier mit edlem Hopfen sein. Aber das mit dem „edlen Hopfen“ ist immer so eine Sache. So viel von dem „edlen Hopfen“ hat man nicht unbedingt. Eigentlich hat man ein stinknormales Pils vor sich. Da fehlt es dem Hopfen an Saft und Kraft. Dafür müsste man aber mehr Hopfen einsetzen – und zwar eigentlich erst nach der Kochphase. Das erhöht aber die Kosten. Und das ist bei einem harten Preiskampf nicht drin. Aber das Problem ist zum Teil auch hausgemacht. Wenn es zu viele Pilsner gibt, die sich nicht stark voneinander unterscheiden, entscheidet der Kunde am Ende nach dem Preis. Wäre es nicht schöner, es gäbe ein oder zwei Pilsner weniger, die würden sich in Sachen Hopfenaroma deutlicher voneinander unterscheiden? Aber mit dem Wunsch werde ich bei so mancher Brauerei auf taube Ohren stoßen.