Mit dem heutigen Bier des Tages bin ich – je nach Sichtweise – elends zu spät dran oder viel zu früh. Das dürft ihr entscheiden. Aber ich kann das Jahr nicht vorüber ziehen lassen, ohne kurz den 36 Kreisla Jubelbock besprochen zu haben. Wer die Idee hinter den 36 Kreisla-Bieren des Landkreises Bamberg nicht kennt, dem sei sie kurz vorgestellt:

Der Landkreis Bamberg hat eine der größten Brauereidichten, die man sich vorstellen kann, verteilt auf die 36 Gemeinden des Landkreises. Allerdings steht, wie ich finde, der Landkreis Bamberg biertechnisch immer ein wenig im Schatten der kreisfreien Stadt Bamberg. Um den Landkreis als Bierregion bei Verbrauchern und Tpuristen ein wenig präsenter zu machen, gibt es immer wieder die 36 Kreisla-Biere, Gemeinschaftsproduktionen von Brauereien aus dem Landkreis. Damit schafft der Landkreis etwas, was die Stadtbrauereien irgendwie nicht auf die Reihe bringen: nämlich erfolgreich nach außen hin gemeinsam zu agieren und sich so als Gesamtheit besser zu präsentieren.

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Zum Geburtstag des Reinheitsgebots im April dieses Jahres hat man sich einen dunklen Bock ausgedacht, vom Stil her einen Maibock, wie es heißt. Da könnte man sich jetzt streiten, denn der 36 Kreisla Jubelbock ist bernsteinkupferbraun. Ich weiß, viele Bierliebhaber sind der Meinung, ein Maibock müsse dunkler und ein wenig schwerer sein. Auf der anderen Seite gibt es – und das ist nach meinem Empfinden die Mehrheit – die Bierliebhaber, die sich unter einem Maibock einen hellen, schlanken und vor allem einen gut gehopften Bock vorstellen. Sei es, wie es mag: Der Kreisla 36 Jubelbock ist jedenfalls ein typisch moderner Bock: Mit 7,2 % Alkohol hat er ordentlich Stärke, das Aroma von Malz, Beeren und Honig gefällt und der Geschmack sowieso. 5 Malzsorten wurden verwendet und ebenso 5 Hopfensorten. Beim Malz tippe ich auf diverses aus dem Karamellbereich und vielleicht auch Melanoidin …??? Jedenfalls hat man einen schönen Malzkörper, Beeren und Brotrinde, Toffee und Karamell, alles, was das Herz begehrt. Die 5 Hopfensorten fallen dagegen weniger auf. Fruchtig wirkt er, aber nicht übertrieben. Und dass er unfiltriert ist, gibt ihm zusätzlichen Körper. Wirklich gelungen! Aber für mich eher ein Bier für den Winter oder die Fastenzeit. Aber das kann jeder sehen, wie er es will.

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Ein Wort noch zu den beteiligten Brauereien: Gebraut wurde der Bock bei der Brauerei Sauer in Rossdorf am Forst zusammen mit der Brauerei Binkert/Breitengüßbach und der Braumanufaktur Hertl/Thüngfeld. Was irgendwie eine witzige Kombination ist. Die Brauerei Sauer ist eine der urigen Landbrauereien mit ganz traditionellen Bieren auf hohem Niveau. David Hertl hingegen, der Republik nicht zuletzt durch seine Gurkengose bekannt, könnte man vielleicht das enfent terrible der Landkreisbrauereien nennen. Traditionen wie das Reinheitsgebot übergeht er gerne wortgewandt und braut dagegen, was er will. Jörg Binkert hat mit seinen Marken Mainseidla und Mainseidla Craft nicht nur erfolgreich eine neue Brauerei etabliert, sondern auch „das Geburtshaus“ für Craftbiere aus ganz Deutschland (und mittlerweile darüber hinaus) geschaffen. So viele Anknüpfungspunkte diese drei brauereien haben, so unterschiedlich sind sie auch. Und das ist für mich vielleicht das Wichtigste an diesem Bier: Es zeigt eine große, integrative Wirkung! Es verbindet unterschiedliche Brauereien, traditionelle wie Startups. Auf einem hart umkämpften Biermarkt als Region gemeinsam zu agieren kann da nur von Vorteil sein. Für mich ist da der Landkreis Bamberg eindeutig auf dem richtigen Weg!