Überall liest man immer wieder schreckliche Meldungen über das Brauereiensterben in Deutschland. Der Biermarkt leidet unter der Konzentration, die Großbrauereien versuchen ihre Absätze über den Preis und Rabattaktionen zu halten, nachdem die hochpreisige Premium-Strategie nicht aufging. Sogar die Brauerei Oettinger – normalerweise Garant für billigsten Rausch und übelstes Kopfweh – beklagt den Preisverfall. Unter dem leiden aber vor allem die mittleren und kleinen Brauereien, können sie doch nicht unbegrenzt an der Preisschraube drehen.
Allerdings scheint es in Bayern einen gegenläufigen Trend zu geben. So ist der Verbraucher hier durchaus bereit, handwerkliche Qualität entsprechend zu entlohnen. Außerdem steigt die Zahl der Brauereien kontinuierlich: Von 619 im Jahr 2006 auf 637 im Jahr 2010. Damit läuft Bayern wie Thüringen und Rheinland-Pfalz/Saarland gegen den Trend. In allen anderen Bundesländern blieb die Zahl der Brauereien zwischen 2009 und 2010 konstant oder sank – im Bundesdurchschnitt um 0,5%.
Für jede Brauerei, die schließt, muss also mindestens wieder eine aufmachen. So sieht es hier aus. Von 2009 auf 2010 gab es da nur zwei Betriebsgrößen, die Zuwächse verzeichnen konnten: Großbrauereien über 1 Mio. Hektoliter und Kleinstbrauereien bis 1000 Hektoliter.

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So eine Größe hat die Nikl-Bräu aus Pretzfeld – also die 1000 Hektoliter! gegründet wurde sie im Jahr 2008. Damit ist sie prototypisch für die beschriebene Entwicklung auf dem deutschen Biermarkt. Gebraut werden dort zwei „Stammsorten“ und natürlich noch saisonal das eine oder andere Sprezialbierchen. Der Klassiker ist das helle Lagerbier, auf der Homepage auch das Nikl-Zwickl genannt. Das hat 5,1% und ist hellgelb und leicht trüb – und auch damit ein typisches „Gasthausbrauerei-Bier“. Die setzen ja oft auf unfiltrierte Biere, um sich von der klar filtrierten Konkurrenz abzusetzen und das handwerkliche Image zu betonen. Dem Franken kommt das entgegen. Mit einem Unfiltrierten haben hier eh nur „Neigschlaafda“ ein Problem. Der Schaum steht frankenuntypisch recht lang und grobporig auf dem Bier. Der Geruch ist mild-malzig und angenehm stimmig. Auch beim Geschmack kann man sagen: „bassdd scho!“ Malzig, eine angenehm leicht gehopft, eine leichte Spur Hefe – aber überhaupt nicht dominant. Nichst, was besonders hervorsticht, aber auch nichts, was besonders stört. Es ist ein herrlich unaufgeregt süffiges Bier. Kann sein, dass es mancher ein wenig langweilig findet, aber es muss ja nicht immer der Super-Rauch-Steinbier-Dinkel-Fasten-Doppelbock sein. Wer einen Abend lang ein gemütliches Bier abseits der Massenproduktion sucht, hat es hiermit gefunden.

P.S.: Von alleine wäre ich ja gar nicht auf dieses Bier gekommen, hätte mir ein Freund nicht dieses (und andere) Schätzchen mitgebracht. Mein Dank sei ihm hiermit nochmals kundgetan.
P.P.S.: Alle Zahlen stammen vom Statistischen Bundesamt, Fachserie 14: Finanzen Und Steuern/Brauwirtschaft 2010. Als Franke wird man ja, was die Quellenangaben angeht, im Moment besonders beobachtet.