Heute ist ja wieder der 23. April, der Tag des Bieres. Und am Tag des Bieres ist immer die Gelegenheit für ein besonderes Bier des Tages. Schließlich feiert sich an diesem Tag die deutsche Brauwirtschaft selbst. Warum auch nicht, wenn es einen Tag gibt, der für das deutsche – und noch mehr für das bayerische – Bier steht, dann der Tag, an dem das berühmte bayerische Reinheitsgebot erlassen wurde.

Blöd nur, dass es an diesem Tag seit Jahren eher „Negativ-Presse“ hagelt. Auch wenn man sich bemüht, die Zahlen schauen eher mau aus.

Quelle: https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/FinanzenSteuern/Steuern/Verbrauchsteuer/Brauwirtschaft.html

Quelle: https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/FinanzenSteuern/Steuern/Verbrauchsteuer/Brauwirtschaft.html

Die Zahl der Brauweisen steigt zwar, aber der Absatz sinkt. Der Export steigt zwar, aber im Inland steht vor der Statistik fast überall ein Minus. Nur die Bayern stemmen sich gegen den Trend …

Quelle: https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/FinanzenSteuern/Steuern/Verbrauchsteuer/Brauwirtschaft.html

Quelle: https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/FinanzenSteuern/Steuern/Verbrauchsteuer/Brauwirtschaft.html

Nun ja, ich will an diesem Tag nicht schwärzer malen als nötig. Es gibt auch positive Nachrichten. Zum Beispiel, dass immer mehr Menschen auf Alkoholfreie stehen. Gesundheitsbewusstsein und Sportlichkeit werden in der Gesellschaft immer wichtiger, Alkohol hat da ein negatives Image. Ein Bierbauch passt da nicht dazu.

Es gibt noch einen „Trend“, über den es sich zu reden lohnt: Die Konsumenten interessieren sich wieder mehr für ihr Bier. Es ist ihnen immer weniger egal, was sie trinken. Spezialbiere boomen, wobei „spezial“ nicht so speziell sein muss. Bayrische Helle, Kellerbiere, Dunkle … das ist jetzt nicht so speziell. Oder sagen wir es mal so, es gibt viel speziellere Biere.

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Ja, wir reden über Craftbier. Das ist jetzt nicht unbedingt das Thema, an das „Otto-Normalbiertrinker“ heute denkt, wenn Brauereien mit Freibier oder Aktionen winken, um den Absatz anzukurbeln. Aber ohne die Craftbier-Bewegung würde es die neue Wertschätzung fürs Bier nicht geben. Aus der Craftbier-Ecke kommen neue Impulse, die sich – wer weiß – früher oder später auch bei den konventionellen Brauern niederschlagen. Es muss ja nicht gleich ein Chocolate Mint Stout sein wie das Imperial Chocolate Mint StXXX der Pax Bräu aus Oberelsbach in der schönen Rhön. „Stout“ darf Andres Seufert auf sein Bier nicht schreiben, schließlich hält es sich nicht an die Ausschließlichkeit von Wasser, Malz, Hopfen und Hefe, die heute landauf, landab gefeiert wird. Dass daneben noch so einiges an Betriebshilfsmitteln erlaubt ist und nicht alles, was „rechtlich rein“ ist, auch ganz sauber ist, ist ein Thema, über das ich schon häufiger geschrieben habe.

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Bier ist das Imperial Chocolate trotzdem, denn Biersteuer muss dafür sehr wohl entrichtet werden. Schaut ja auch aus wie Bier, so dunkel, schwer. Cool! Wenn man daran riecht, hat man sofort einen Eindruck von diesen kleinen, dünnen Schokoladen-Minz-Täfelchen. Hammer! Wer etwas Besonderes sucht, hat es hier gefunden. Auf der Zunge verhält sich das Bier genauso: Klar könnte man das Schokoladenaroma auch über Chocolate-Malt imitieren, man kann aber auch Fair-Trade-Kakao verwenden. Hafer und Röstgerste sind auch verbraut, auch das ist eigentlich illegal. Denn auch wenn Gerste im Reinheitsgebot explizit erwähnt wird, ist sie nur als Gerstenmalz erlaubt. Steht so in der 1516er-Regel nicht drin, aber wie gesagt: Das heutige Reinheitsgebot (aka Durchführungsverordnung zum Vorläufigen Biergesetz) hat nicht mehr so viel mit dem romantischen Reinheitsgebot von damals gemein. Unvermälzte Röstgerste ist jedenfalls für ein eichtes Stout obligatorisch. Und daran hält man sich bei der Pax Bräu. Die Schokominze dagegen ist die freie Interpretation des Stout-Rezepts. Das frische, minzige Aroma passt zu der dunklen Schoko-Aromatik, genauso wie die malzige Süße und die Herbe der Röstaromen gut korrespondieren. Ein frisches, minziges, starkes (7,5 % !!!) dunkles Bier, ein Knaller fürs Dessert, für die besonderen Momente im Leben. Die Festtage. So einen wie heute.

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Gut, von der Aromatik her geht mehr „Kein-Bier“ fast gar nicht mehr. Aber andererseits sind es genau diese Biere, die mediale Aufmerksamkeit (zum Beispiel als Video beim Stern) erreichen und die dafür sorgen, dass Bier eine neue Wertigkeit hat. Jetzt müssten wir nur noch so weit kommen, dass das Natürlichkeitsgebot der Deutschen Kreativbrauer für die deutschen Brauer irgendwann mal – man wird ja noch träumen dürfen – genauso wichtig wird wie das Reinheitsgebot. Ich werde  jedenfalls die nächsten Tage noch ein paar mehr „besondere Brauspezialitäten“ vortellen. Ich sage euch, es lohnt sich …