Das heutige Bier des Tages hat mal wieder „viele Väter“, wie man so schön sagt. Und es zeigt mal wieder, wie unterschiedliche Menschen Einfluss auf die Gestaltung und das Wachsen dieses Projekts haben – und auch umgekehrt. Anfänglich hatte ich ja in den einfachen Kategorien Ober-, Mittel- und Unterfranken gedacht – so, wie die gängigen, fränkischen Bierführer auch. Das ist einfach gedacht, weil es schon genügend Material zum Bier der drei Regierungsbezirke gibt (Stefan Mack: Fränkische Brauereikarte, Frank Wetzels Bierregion Franken und viele mehr). Da hat mal Leitfäden, an denen man sich entlangarbeiten kann. Allerdings ist Franken eben mehr als nur das, was Napoleon und die Bayern von der Kulturregion Franken übrig gelassen haben.

Einer der Karten, die versuchen, den fränkischen Kulturraum zu definieren. Quelle: http://www.henneberg-itzgrund-franken.eu/pics/Kulturregion_Franken.png

Darauf hat mich dankenswerterweise ein Kollege aus der fränkischen Bierszene aufmerksam gemacht. nd seither habe ich zum Beispeil mit großer Lust, tauberfränkische und hohenlohische Biere entdeckt. Was aber zum Beispiel die fränkischen Gebiete in Thüringen usw. angeht, bin ich noch ziemlich unbeleckt. Aber das lässt sich ändern, wofür ich wiederum einem lieben Kollegen dankbar bin, der mir von seinem letzten Thüringen-Trip das heutige Bier mitgebracht hatte:

die Rhöner Hopfensinfonie der Rhönbrauerei Dittmar in Kaltennordheim

Hopfensinfonie 1

Kaltennordheim gehört zum alten Henneberger Land. Das ist ja politisch gerade hochinteressant, wie sich der Süden Thüringens immer deutlicher uns Franken zuwendet. Und das, obwohl uns der Süden Bayerns ja eigentlich schon abgeschrieben hat – unvergessen die Empfehlung des Zukunftsrats der Regierung Seehofer, das Hofer Land sei so weit von den Ballungszentren München und Nürnberg entfernt, es solle sich doch gleich Richtung Sachsen orientieren …

Quelle: http://www.frankenpost.de/regional/oberfranken/laenderspiegel/Experten-geben-Regionen-am-Rand-keine-Chance;art2388,1421661

Quelle: http://www.frankenpost.de/regional/oberfranken/laenderspiegel/Experten-geben-Regionen-am-Rand-keine-Chance;art2388,1421661

Aber so, wie es aussieht, wächst da langsam und stetig ein fränkisches Bewusstsein und der fränkische Kulturraum „wächst“ wieder zusammen, wenn auch langsam. Denn in allen Teilen Frankens sind sich einzelne Städet und Regionen alles andere als grün. Aber auch das gehört zu unserem geschichtlichen und kulturellen Erbe. Jedenfalls ist Kaltennordheim fränkisch, schließlich liegt es südlich des Rennsteigs und war mal hennebergisch. Und damit ist die Hopfensinfonie ein Fall für das Bier des Tages.

Rhöner Bier Hopfensinfonie

Jetzt fragt sich der bierverwöhnte Oberfranke sicherlich: Lohnt es sich überhaupt, dort oben nach bier zu suchen? Wir haben doch genug hier! Im Falle der Rhöner Hopfensinfonie lohnt es sich durchaus. Nicht nur, weil es ein helles Bockbier mit 6,0 % ist. Sowas bekommt in Bamberg das Zwergla vom Fässla auch als Märzen hin. Aber die Rhöner Hopfeninfonie ist ein wirklich interessantes , helles Bockbier. Es ist nämlich hopfengestopft! Und damit zeigt das hell-bernsteinfarbene Bier, dass man helle Böcke mit klaren Hopfenaromen brauen kann, die nicht zu bitter sind. Die Nase nimmt schon mal ziemlich deutliche Hopfenaromen auf. Und auf der Zunge zeigt die Hopfensinfonie einen klaren Charakter: Süßer Antrunk, Karamellaromen und blumig-grasiger Hopfen! Das gefällt mir wirklich. Gut, eine „Sinfonie“ ist es nicht unbedingt. Dafür müssten die Hopfenaromen noch vielfältiger sein. Da müsste mans ich eher an so manches IPA mit seinen vielfältigen Fruchtaromen halten. Aber damit kann und will die Hopfensifonie nicht konkurrieren. Ob ein solches Bier zudem auch Hopfenextrakt braucht, auch darüber lässt sich streiten. Zumal die Bittere des Biers alles andere als übertrieben stark ausfällt. Die Hopfensinfonie zeigt jedenfalls, was früher in Sachen Hopfenaromen schon möglich war – das Hopfenstopfen ist ja alles andere als eine moderne Kulturtechnik. Da zeigt die Hopfensinfonie in die richtige Richtung. Hopfengestopfte Pilsner mit klarer Aromatik statt sturer Bittere bei wässrigem Körper – das wäre der nächste Schritt.

Dass es durchaus wichtig ist, die Biere und Brauereien außerhalb der drei Regierungsbezirke zu betrachten, hat ein Gespräch mit Peter Sagasser, Geschäftsführer der Sagasser Getränkemärkte, am Rande der Eröffnung der Bamberger Bierothek gezeigt. Der zeigte sichvon  der Idee, Franken als Kulturraum zu sehen, aufgeschlossen und man überlegt bei Sagasser jetzt, wie und ob man sie umsetzen könne. Das ist doch eine schöne Einstimmung für den Festakt zum Tag der Franken (02.07.) morgen on Ochsenfurt.