Es gibt so Brauereien, bei denen denke – oder besser dachte – ich ja, dass ich das ganze Sortiment schon kennen würde – wie zum Beispiel bei der Ritter St. Georgen Bräu aus Nennslingen. Immerhin hatte ich das Pils, das Helle, den Georgi Sud, das 1645 Urmärzen, das alkoholfreie Weizen, das leichte Weizen, das Weizen, das dunkle Weizen (Schwarzer Ritter) den Weizenbock (Starker Ritter), den hellen Bock. Auch das Kellerbier Kult 11 und das Red Ale hatte ich schon probiert und besprochen. Und mit dem das Weihnachtsfestbier hatte ich die Brauerei für mich als „erledigt“ abgehakt. Die Biere sind zwar durch die Bank gut – aber da ich mich beim Einkaufen vor allem auf unbekannte, noch zu testende Biere konzentriere, hatte ich auf Nennslinger Ritter-Biere nicht mehr weiter geachtet. Schließlich gibt das Sortiment auf der Homepage der Brauerei auch nicht mehr Sorten her als die, die ich schon hatte.

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Was schön blöd war – also von mir, nicht von der Brauerei. Denn ich hatte vollkommen ignoriert, dass man in Nennslingen vielleicht ab und an auch mal was Neues brauen könne. Was man auch tut. Was ich – „ignorant“ wie ich war – aber nicht mitbekommen hatte. Also bin ich letzthin mehr aus Zufall durch einen Getränkemarkt in Hiltpoltstein gestolpert und wäre beinahe an ein paar Kisten mit einem neuen Ritter-Bier vorbeigegangen. Die hatte ich ja in Gedanken abgehakt. Nur das blaue Etikett fiel mir auf. So eines hatte ich doch noch nicht in der Hand …???

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Mild gehopftes Helles“ steht auf dem recht aufgeräumten Etikett. „Au weh!“, habe ich mir gedacht. Ich weiß nicht, ob es euch auch schon aufgefallen ist, aber es wimmelt momentan auf dem Biermarkt von solchen Bieren, allesamt im Fahrwasser vom Augustiner, Tegernseer usw. Nicht ausschließlich in Euro-Pullen, aber doch häufig. Und alle entweder retro oder züftig bayerisch. Grüner, Zeltner, Sternla und das Bayreuther Brauhaus Hell. Und das sind nur ein paar Beispiele.  Da hatte ich kein „Wunderbier“ erwartet … und bin mehr als nur positiv überrascht worden!!! Der Ritter ist nämlich alles andere als ein langweiliges Helles. Klar, es ist hell, klar und den Hinweis, dass dieses neue, mild gehopfte Bier nach einer alten, überlieferten Rezeptur gebraut wurde, liest man so ähnlich bei jedem dieser Biere.

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Aber das hier ist richtig gut! Das Malzbett liefert eine feine, leicht süße Grundlage für ein feines Hopfenaroma zwischen Blumennoten und Citrus. Und das ist wirklich toll! Es übertreibt nicht, schiebt sich nicht in den Vordergrund, schwebt mehr über dem Malzkörper und gibt ihm so noch Raum. Fast so wie ein gutes Parfum sich nicht aufdrängt, sondern den Gesamteindruck einer Person abrundet. Ehrlich, vergleicht man den Ritter mit den anderen oben genannten Bieren (und auch denen, die ich nicht alle aufgezählt habe), würde ich es als eines der besten davon bezeichnen. Echt, wenn ich da statt skeptisch nur eine Flasche gleich eine ganze Kiste mitgenommen hätte, es wäre kein Schaden gewesen!
Insofern muss ich Abbitte leisten. Ich sollte Brauereien nicht so schnell „abhaken“ und vor allem wieder vorurteilsfreier an meine Biertests gehen. Lektion gelernt!