Ich blieb mal bei den Jubiläumsbieren. Gestern war ich im 17. Jahrhundert, heute geh ich mal noch ein paar Jährchen weiter in die Vergangenheit. Seit dem Jahr 1597 lässt sich die Schank- und Braugerechtigkeit des ehemaligen Reckendorfer Wasserschlosses nachweisen. Das Schloss selbst steht schon lange nicht mehr. Und das ist eine typisch oberfränkische Geschichte. Schließlich wurde es nicht nur im Bauerkrieg 1525 völlig zerstört. Kaum hatte man es wieder aufgebaut, geriet es zwischen die Fronten im sogenannten zweiten Markgrafenkrieg. Der dauerte zwar nur zwei Jahre zwischen 1552 und 1554, aber da als Kriegsparteien sowohl die Hochstifte Bamberg und Würzburg, die freie Reichsstadt Nürnberg und eben das Markgrafentum Brandenburg-Kulmbach beteiligt waren, war es für uns Oberfranken ein kleiner „Weltkrieg“ der regionalen „Supermächte“. Die Geschichten vieler Ortschaften erzählen von Plünderungen und Zerstörungen beim Versuch des Markgrafen Albrecht Alcibiades, den markgräflichen und protrestantischen Einfluss in der Region auszuweiten.

Recken 1597

Das Ende vom Lied ist, dass es das ehemalige Reckendorfer Wasserschloss schon lange nicht mehr gibt, die dazugehörige Schlossbrauerei Reckendorf aber schon. Da könnte man jetzt sagen: Bier ist halt wichtiger als Kultur. Aber in Franken ist Bier Kultur und Kultur ohne Bier … na also. Aber jetzt soll es endlich um das Reckendorfer 1597 gehen. Das ist mit seinen 5,3 % ein Märzen. Ein typisches Märzen. Ein schön klar bernsteinfarbenes Märzen.

Reckendorfer 1597

Und ein verdammt malziges Märzen. Im Antrunk hat man schon die ganze Auswahl an malzigen Aromen: Brot, Karamell, Maische, Süße … Die Brauerei nennt das „leicht malzbetont“ auf ihrer Homepage. Ich würde sagen, dass ist ordentlich malzig. Aber ehrlich gesagt könnte es für mich noch ein wenig mehr Tiefe haben. Auf der einen Seite fehlt ihm nichts und man kann sich prima auf den Geschmack einlassen, aber auf der anderen seite könnte es ein wenig mehr Würze haben. Wobe es nicht „pappig“ wird. Das muss man auch sagen. Wie gesagt: Ordentlich, nicht schlecht und hätte es einfach noch ein wenig mehr zu bieten, wäre es sicher top!