Das heutige Bier des Tages gibt es sozusagen aus Berlin. Da bin ich ja heute, um zum einen den Hauptstädtern fränkisches Bier näher zu bringen und zum anderen Biere aus Gott und der Welt zu probieren, an die man in Franken nicht so eicht kommt. Denn so sehr wir auch die Insel der Glückseligen Biertrinker sind, so schwer ist es, in Franken Biere zu bekommen, die ein wenig ungewöhnlicher sind. Wir sind in Sachen Bier eher konservativ. Neuerungen gibt es zwar auch, aber die sehen dann doch häufig so aus, dass man mal einen Bock zum Lager braut. Oder aber man besinnt sich auf alte handwerkliche Fertigkeiten. Das Hopfenstopfen ist ja eigentlich keine neue Technik. Auch vor 150 Jahren wurden besondere Biere während der Reifung „nachgehopft“. Nur duch die immer strengere Auslegung des Reinheitsgebots ging diese Brautechnik hierzulande verloren.

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Nun ist Hopfenstopfen allerdings für die eine oder andere Brauerei vielleicht „ein wenig zu viel des Guten“. Da bietet es sich an, wieder selbst Hopfen anzubauen und den möglichst frisch ins Bier zu bringen. Was nach moderner Philosophie im Sinne von „Slow Brewing“ klingt, ist im Grunde genommen nichts anderes als das, was die Brauer in Franken jahrhundertelang gemacht haben. Denn während Hopfen heutzutage zumeist aus der Hallertau kommt, gab es früher überall in Franken Hopfenfelder. Und so ist das St. Georgen Bräu Hopfenzupfer aus Buttenheim ein modernes und zugleich „altmodisches“ Bier mit Hallertauer Mittelfrüh-Hopfen aus dem eigenen Hopfengarten.

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Jedenfalls ist es mehr als nur ein leicht bittereres Pils. Das zeigen schon mal die 5,6 % Alkohol dieses satt goldenen Festbiers. Öffnet man die Flasche, kommt einem schon ein volles Hopfenaroma entgegen. Im Glas kann es sich dann nicht mehr ganz so ausbreiten bzw. bekommt Konkurrenz vom Malz. Im Mund ist der erste Eindruck: „Na, wir können’s doch! Von wegen, fränkische Biere würden keinen Hopfen sehen!“

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Der Körper ist eher leicht, das Malz zeigt unterschwellige Süße und ein wenig Bisquit, darüber aber liegt der Hopfen. Und auch davor. Und erst recht dahinter. Als Aroma und viel mehr noch in der sich aufbauenden und gut nachhängenden Herbe. Aber an die gewöhnt man sich schnell, wie ich finde. Und so hat man ein ordentlich gehopftes Bier vor sich, das vor allem durch leicht fruchtige Anklänge von Orangenschalenbittere gefällt. Wäre es zudem noch ein wenig „fetter“ im Malz, wäre es mein neues Lieblingsbier. Denn auch nach unzähligen IPAs bin ich noch nicht zum Hopfenliebhaber mutiert. Trotzdem macht es einen mehr als nur interessanten Eindruck. Und wer von Einheitspilsnern die Nase voll hat, der soll sich das Hopfenzupfer eingießen. Ein Bier, das nur noch mit Hopfenextrakt gebraut wurde, braucht man danach eigentlich nicht mehr.

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