Reden wir mal über Bierkultur: Unterhält man sich hierzulande mit waschechten Bierfranken (also mit Leuten, die es weit von sich weisen würden, als Biernerds oder ähnliches bezeichnet zu werden), dann hört man das ganze Jahr über den Satz: „Hast du schon dieses Bier probiert?“ So weit so gut! Nur zu bestimmten Zeiten fragen die Franken „Hast du schon das diesjährige Bier probiert?“ Sowas hört man sonst nur von Weintrinkern? Dass es beim Bier „Jahrgänge“ geben könnte, darauf kommen ja sonst nur Biersommeliers – und die auch nur bei sogenannten „Gourmet-Bieren“. Außer, es ist Bockbierzeit. Denn während die meisten Brauer das ganze Jahr über versuchen, ihre Biere stets gleich (gut) schmecken zu lassen, ist man in Sachen Starkbier viel experimentierfreudiger. Kleine Unterschiede im Geschmack zwischen den einzelnen Jahrgängen sind da normal; ja, es ist gerade Sinn und Zweck eines Bockbieranstichs leidenschaftlich den Geschmack des diesjährigen Bocks mit dem aus den letzten Jahren zu vergleichen. Wenn auch mit einem Seidla in der Hand und ohne den direkten Vergleich mit dem gelagerten Vertreter aus dem letzten Jahr daneben. Sowas überlassen wir dann doch den Sommeliers.

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Wenn man so will, müsste ich also eigentlich jedes Jahr über die meisten Böcke wieder neu schreiben. Das wäre ein ausuferndes Geschäft! Das lasse ich lieber. Es ist ja so schon schwer genug. Und die Unterschiede halten sich zumeist in Grenzen. Mal ist der eine Bock ein wenig malziger, mal jener ein wenig herber. Aber das sind Schwankungen innerhalb der Produktion. Wenn aber am Rezept etwas geändert wird, dann ist es für mich ein „neues Bier“ und ich schreibe wieder darüber. Wie zum Beispiel über den diesjährigen Ambräusianum Bock. Der sieht von außen erst mal aus wie in den letzten Jahren. Ist er aber nicht, denn in diesem Jahr hat der Braumeister Ambros Michael Mahr sei Augenmerk auf den Hopfen gelegt. Und das wiederum wissen auch die Biernerds: Ändert man die Hopfensorten, ändert man nicht selten die ganze Grundcharakteristik des Biers.

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In diesem Jahr sind als Hopfen Taurus, Saphir und Smaragd an Bord. Taurus ist dabei für die Bittere zuständig, Smaragd und Saphir fürs Aroma. Wobei man auch sagen muss: Wir reden hier von einem eher dunklen Bock und der Hopfen spielt hier eher die zweite Geige. Das Bier beginnt anständig malzig mit einer dezenten Süße, mit Karamell und Melanoidin-Aroma. So weit so gut. Dazu kommt ein leichter hopfenfruchtiger „Touch“, nicht übertrieben, eher unterschwellig. Da unterscheidet sich der fränkische Bock von „craftigen Artverwandten“. Denn im Großen und Ganzen geht es wie gesagt in Richtung Malz, leichte Trockenfrüchte, ein wenig Zwiebackaroma, Lebkuchen vielleicht auch und eine leichte, dunkle, schoko-trockene Note … und ausgewogen ist er! Was die Bittere und das Hopfenaroma angeht, hält er sich im Rahmen dessen, was man erwarten darf.

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Hätte man ihn, wenn man sich schon mal Gedanken um den Hopfen macht, nicht auch deutlicher hopfen sollen? Das ist eine gute Frage. Darauf kann ich nur ein entschiedenes „Jein!“ antworten. Ein deutlich gehopftes, dunkles Starkbier fehlt (bis auf vielleicht das Weyermann® Double Imperial Black IPA und Artverwandte) in Bamberg, mithin sogar in ganz Franken. Andererseits würden jetzt die Bierfranken sagen: „Brauch mer auch nedd!“ Denn so, wie er ist, ist er verdammt süffig! Oder besser: So, wie er in diesem Jahr war. Ob er im nächsten Jahr auch wieder so wird, steht noch in den Sternen. Und wenn sich das Rezept wieder ändert, bin ich wieder dran!