Die letzten zwei Biere gehörten ja mal wieder der Craftbier-Bewegung an. Und mit der hat so mnacher seine Probleme. Und so mancher hat sein Problem mit diesen Problemen. Das lässt sich im Moment in der SZ nachverfolgen. Da berichtet die Autorin Beate Wild im Artikel „Kriegsbeil auf Geschmacksknospen“ über ihre Erfahrungen nit Craftbieren in den USA. Und die beschreibt sie – gelinde ausgedrückt – als wenig erfreulich. Ihr bayerisches Helles lobt sie dagegen über den grünen Klee.Auf der anderen Seite hat sie dadurch die immer größer werdende Gemeinde der Craftbier-Freunde gegen sich aufgebracht.

Und damit zeigt sie wahrscheinlich unwillentlich „die beiden Lager“ in der deutschen Bierszene:
Da gibt es zum einen die Traditionalisten, die mit den fruchtigen Aromen, dem hohen Alkoholgehalt und der überdeutlichen Bittere eines IPAs zum Beispiel mehr als nur wenig anfangen können, und die Revolutionäre, die dem herrschenden Einheitsgeschmack eine wahre Aromenexplosion entgegenstellen wollen und dabei zum Teil auf „heilige Kühe“ wie das Reinheitsgebot wenig Rücksicht nehmen.

Aber so schwarz und weiß, wie das jetzt wirken mag, ist es nicht. Lasst mich mal eine kleine Anekdote erzählen, die ich letztens erlebt habe. Da war ich mit einer Busgesellschaft im Mittelfränkischen unterwegs. Es ging um keine Bierveranstaltung, weshalb es bei der Auswahl des Lokals für das Mittagessen eher um Kapazität als um Bierauswahl ging. Kurz und gut: Wir landeten in einer Gaststätte, die Mönchshof ausschenkte. Da saßen ein Freund und ich also beim Mittagessen und mein Freund – ein echter Biertraditionalist! – schimpfte über das Bier. Das Original wollte ihm überhaupt nicht munden, das Kellerbier ließ er als gerade mal so trinkbar durchgehen. So richtig glücklich wurde er erst, als ich nach dem Mittagessen eine Flasche Pils der Brauerei Sauer aus Röttenbach „aus dem Hut zauberte“.

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Die haben wir dann zu zweit auf dem Parkplatz zusammen in der Sonne „gesüffelt“ und alles war wieder gut. Denn alleine schon aus der Flasche war das Sauer/Röttenbach Pils um Welten angenehmer als das vorherige Industriebier vom Fass. Dabei ist das Sauer Pils genau genommen alles andere als ein außergewöhnliches Bier. Gut, es ist sattgolden, da gibt es Pilsner, die wesentlich heller sind. Dass der Schaum stabil und schön fest ist, sei nur am Rande erwähnt. Denn das war er beim Industriebier zuvor auch. Der Antrunk ist angenehm, der Körper leicht, ohne zu schlank zu wirken. Das Hopfenaroma ist konservativ (also ein wenig blumig und ganz leicht zitronig) und trotzdem gut. Die unterschwellige Süße passt, der Agang zeigt wieder ein wenig mehr vom Hopfenaroma und die Bittere läuft nicht übermäßig nach. Ist das ein Kracher? Villeicht nein, aber es ist ein verdammt ordentliches, fränkisches Pils, das eine gewisse Süffigkeit hat!

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Und die Moral von der Geschichte ist wohl, dass man die Sache mit dem (deutschen) Bier nicht ganz so schwarz-weiß sehen darf. Nicht jedes Pils oder Helle ist langweilig bis untrinkbar. Und nicht immer kann Craftbier die Rettung in Sachen Geschmack sein. Aber nicht jeder Konservative akzeptiert mehr langweilige oder lieblose Biere. Und dass ein Bier alleine schon deshalb gut schmecke, weil es reinheitsgebotskonform gebraut würde, glaubt wohl nur noch Dr. Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes.

Ob man jetzt aber mit einem handwerklich gut gemachten Landbier oder mit einem handwerklich gut gemachten Craftbier glücklich wird, ist mir dabei relativ egal. So lange immer mehr Biertrinker hierzulande nur genauer darauf achten, was in ihren Gläsern und Bierkrügen landet. Denn auch in Sachen Bier gilt der Satz, mit dem die Süddeutsche gerade im Radio wirbt:

Seien Sie anspruchsvoll!