So ein Zwischenbier-Helles, wie ich es gestern vorgestellt hatte, ist ja wirklich ein wenig „charakterlos“. Das ist natürlich als „Trinkbier“ zwischendurch schön, muss aber wirklich nicht immer sein. Außerdem mag sowas eben nicht jeder. Ein guter Freund von mir zum Beispiel, ein waschechter Franke, fühlt sich seit einiger Zeit immer mehr dem Pils – und zwar dem Norddeutschen – zugeneigt. Nun haben wir zwei ein Problem: Ich kann kein Jever und Co. kaufen und er mag sowas aber. Guter Rat ist teuer. Zumal eines der wenigen Biere, die aus Franken kommen und in diese Richtung gehen, ausgerechnet von der Brauerei Kraus aus Hirschaid kommen. Nun weiß ich nicht, warum – aber jedesmal wenn ich Hirschaider Bier erwähne, sagt dieser Freund: „Geh mir bloß mit dem Krausen-Bier weg!“ Vielleicht hat er da mal schlechte Erfahrungen gemacht? Vielleicht gibt es da irgendwelche Geschichten, die man sich erzählt? Vielleicht macht es nach dem Genuss mehrerer Seidla Kopfweh? Wer weiß?

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Was ich aber seit dem Test eines Pils aus der Brauerei Kraus weiß, ist, dass Franken eben doch ein ordentliches Pils brauen können. Denn man sagt uns ja gerne nach, dass as fränkische Pils alles sei, nur kein echtes Pils. Und seien wir ehrlich, wir kennen alle „Pilsner“, die eher herbere oder weichere helle Vollbiere sind. Zu den Ausnahmen dieser „Franken-Pils“-Regel gehört neben dem Spalter Pils z. B. auch das vom Kraus. Farblich hell und mit ordentlich CO2 fehlt es ihm vielleicht nur ein klein wenig an der Schaumstabilität – oder mein Glas war nicht so gut gespült. Der Geruch ist fruchtig-hopfig. Das ist sehr schön, denn hier zeigen Hopfen und Malz eine Harmonie, wie man sie nicht so oft findet. Der Hopfen ist da, überlagert aber nicht alles, sondern gibt dem Malz das Stückchen Raum, das es auch bei einem Pils haben darf. Und so ist der Geschmack auch „vollmundig-bitter“, also mit Volumen, das vom Malz kommt, aber ohne dessen Süße. Dafür mit der dem Pils eigenen Herbe. Das ist natürlich immernoch ein Pils und wer keines mag, mag dieses sicher auch nicht. Aber es ist eben kein flach-bitteres Pils, das außer Hopfen und Bitterstoffen nichts anderes zu bieten hat. Der Abgang gestaltet sich trocken, der Nachhall pilsig herb, wobei man da ab und an fast eine leichte Spur Getreidigkeit zu spüren meint. Nun bin ich kein ausgewiesener Pils-Experte. Aber das würde ich kein schlechtes Pils nennen, vielleicht sogar ein gutes. Ich werde mir wohl mal eine Pilstulpe kaufen müssen und meinem Freund das Kraus Pils aus Hirschaid blind zur Verkostung geben. Vielleicht kann ich ihn ja dann vom „Krausen-Pils“ überzeugen?