Wenn man Tag für Tag Biere testet und beschreibt, dann fragt man sich schon mal, ob man diesem oder jenem Bier auch gerecht wird. Also ich mache mir da schon ab und an mal meine Gedanken, „im Guten wie im Bösen“. Soll heißen, wenn ich Biere lobe oder verreiße.

Weizenbock 1Konkret habe ich mir diese Gedanken gestern Abend gemacht. Da saß ich mit einem Freund von mir, Gerhard Schoolmann, dem Kollegen Torsten Purat vom Bierblog Hopfen-Craft und einem Freund von ihm im Cafe Abseits, um das eine oder andere Bierchen zu verkosten. Unter anderem stand bei uns der neue Weiherer Weizenbock von der Brauerei Kundmüller aus Weiher auf dem Plan.

So ein Weizenbock sei ja, so hört man von Brauern immer wieder, überhaupt das interessanteste Bier. Da könne man extrem viel mit Fruchtnuancen vonseiten der Hefe  spielen. Dazu kommen die vielfältigeren Möglichkeiten beim Malz. Vom Hopfen ganz zu schweigen. Beim Weiherer Weizenbock, dem „ersten“ Bier der neuen Sondersudserie (wenn man das IPA nicht zählt), sind es fünf Sorten Malz und fünf Sorten Hopfen. So steht es auf dem Etikett. Apropos Etikett: Da sind die Weiherer wirklich „poetisch“ geworden: „Ein strahlendes Leuchten. Der Duft nach Orange und Banane. Ein Körper, der anzieht. Ein Prickeln, das Lust macht. Wollen wir’s probieren? Und es war um uns geschehen …“

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Das beschreibt das Bier schon nicht schlecht. Denn die Farbe ist wirklich schick, das Aroma fein fruchtig, die erwähnte Banane ist auf alle Fälle da. Das Orangenaroma erinnert an die ätherischen Öle in der Schale, so wie sie frei werden, wenn man eine Orange schält. Aber auch süße Noten sind da, malzige Töne, die ein wenig an Pfirsich erinnern. Ein Klasse-Weizenbock! Da waren wir alle uns einig. Süffig! Der hopfengestopfte Bock mit seinen 6,8 % muss sich hinter den weitaus bekannteren und auch teureren Varianten der Brauerei Schneider nicht verstecken. Auch im Geschmack hat man neben der typischen Banane ein feines „Fruchtbouquet“. Spalter Select (das ist sowas wie der „haushopfen“ der Weiherer) und Mandarina Bavaria wurden beim Kochen zugegeben, mit Polaris, Cascade und Hallertauer Gold wurde der Bock nachträglich gestopft. Das wirkt jetzt eher frühlingshaft frisch als der „Obstkorb“, den man von manchen IPAs her kennt. Vor allem in Sachen Polaris verhält sich der Weizenbock dezent. Hintenraus hat man ein minzig-frisches Feeling im Mund. So richtig herausschmecken kann man den Polaris-Hopfen (das ist der „Gletschereis-Hopfen“) Meiner Meinung nach nicht. Soll man ihn aber auch nicht: „Unser Ziel war es, einen klassischen leuchtenden Weizenbock zu brauen, der durch eine dezente Kalthopfung an Fruchtigkeit gewinnt. Wir sind mit unserem Ergebnis sehr zufrieden.“, zitiert der Wiesentbote Roland Kundmüller.

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Ein vollmundiger, körperreicher Weizenbock mit schönen Malzaromen, feiner Restsüße und elegant-süffigem und frühlingshaften Charakter, dem man seine 6,8 % nicht anmerkt. um dem gerecht zu werden, habe ich mich tatsächlich hinreißen lassen, heute Mittag gleich noch mal ein Fläschchen zu öffnen, um ein paar „blumigere“ Bilder von dem Bier zu schießen (und natürlich auch, um noch ein wenig in den feinen Aromen zu schwelgen).

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Der Kollege Torsten Purat sucht in seinem Blog Hopfen-Craft ja gerne den passenden Song bzw. Soundtrack zum Bier. Sollte ich dem Weiherer Weizenbock mit einem Soundtrack gerecht werden, würde ich vielleicht etwas von Jethro Tull vorschlagen. Irgendwas von dem A little Light Music-Album. Ich denke mein Song zu diesem Bier wäre die Instrumental-Version von Under Wraps. Leicht, frisch, spritzig, hintergründig komplex … Oder, um es mit den Worten meiner weltbesten Biertestergattin zu sagen: Ein Bier in das man sich reinlegen könnte.