Es gibt unter den „Bierfreunden“ ja „södda und södda“: Solche, die einfach ein Bier trinken, sagen wie es ihnen schmeckt und damit ist es gut. Und dann gibt es noch die anderen, die dazu auch noch wissen wollen, wer es braut, warum und wie. Wie lange es die Brauerei schon gibt und so weiter und so fort. Dadurch schmeckt das Bier zwar nicht besser oder schlechter, aber das eigene Bild von der fränkischen Brauereilandschaft wird ein wenig umfassender. Und oftmals hat man einfach so ein Gefühl, dem man nachgehen möchte, wenn man ein neues Bier in der Hand hält.
So ging es mir, als ich im Nürnberger Landbierparadies Bier von der Hütten-Bräu – im handelsregister eingetragen als Brauerei Michael Trassl OHG – in der Hand hielt. Trassl-Bier? Aus Warmensteinach? Hatten die nicht dicht gemacht? Gibt’s das jetzt wieder? Und warum heißt es jetzt Hütten-Bier?
Fragen über Fragen!
Ein wenig Recherche gab dann die Antwort auf alle Fragen: Ja, die Trassl-Bräu OHG in Warmensteinach wurde 2003 geschlossen. da hatte mich mein Gefühl nicht getrogen. Aber neben der Trassl-Bräu in Warmensteinach gabe es schon seit 1887 die Michael Trassl OHG (Hüttenbräu) in Hütten bei Oberwarmensteinach. Gut 3 oder vier Kilometer trennten die beiden Brauereien mit auch noch ähnlichen Namen. Das kann einen Bierfreund dann schon mal verwirren. Zumal sich die Brauereien in Frankens Nordosten häufig in Richtung Oberpfalz orientieren. Und überhaupt haben seit den Neunziger Jahren einige Brauereien in Frankenwald und Fichtelgebirge schließen müssen.
Also wird es Zeit, dass ein Bier aus dieser von mir recht vernachlässigten Region Bier des Tages wird. Für eine kleine Brauerei mit ungefähr 3.500hl Bierausstoß und 2.000hl Limonade hat die Hütten-Bräu ein erstaunliches Sortiment: 10 verschiedene Biersorten gibt es laut Homepage, zählt man das Radler hinzu und zieht das Pils in der 0,33er Flasche als eigene Sorte ab.
Mich hatte das Märzen angelacht. So ein Märzen ist was Feines. Ein wenig mehr Alkohol (hier 5,2%), eine kräftigere Farbe (hier bieriges Gold!) und ein kräftigerer Geschmack zeichnen es aus. Das Hütten Bier Märzen ist durchaus auch ein vollmundiges Bier, eher weich im geschmack, mild und wenig herb. Der Grundtenor ist wie in Franken so oft malzig und bisweilen leicht süßlich. Zum Abschluss gönnt es sich einen Spritzer bieriger Herbe. Ja, das passt, ist lecker und nicht unsüffig. Ein Trinkbier. Muss ich etwas kritisieren? Nun ja, ein Märzen könnte noch ein wenig intensiver im Geschmack sein – allerdings hat es ein „einfaches“ Märzen nach den letzten Monaten mit Festbieren, Bock und Doppelbock ein wenig schwer, schätze ich.
Bleibt letztlich die Frage, warum die kleine Michael Trassl OHG überlebt hat, während die größere Trassl OHG – mit ihren 30-40.000 hl zehn mal so groß – schließen musste. Dem online-Portal BT24 erklärt das der Brauer Horst Nickl so: „Wir waren immer ein bisschen vorsichtiger als die anderen“ und meint damit, dass man Investitionen immer mit Eigenkapital gestemmt habe und auch die großen Super- und Getränkemärkte mit ihrem Preisdiktat meide. Zwar gehe auch bei kleinen Brauereien der Ausstoß zurück (die Fränkische Brauereikarte von 1997 gibt ihn mit ca. 4.000 hl/Jahr an), aber die Konzentration auf die Region (man erhält das Bier ca. 25km um die Brauerei) und die privaten Endkunden scheint zu funktionieren. Es gibt ja sonst schon genug Hiobsbotschaften aus Frankens hohem Norden …
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