Freunde, lasst uns mal über Kellerbiere reden. Das ist ja „the next big thing“ im Bierbereich, zumindest unter den konventionellen Bierstilen. Es muss sich nämlich etwas tun, sonst geht so manche Brauerei – und wir reden hier nicht von den kleinen Brauereien vom Land – früher oder später den Bach runter bzw. in fremde Hände. Der Bierpreis muss steigen, soll wirtschaftlich gearbeitet werden können. Aber gerade bei dem Thema sind die Konsumenten sehr, sehr sensibel.
Solange der Lebensmittel Einzelhandel die typischen Pilsner jedes Wochenende für einen Apfel und ein Ei als Lockangebot raushaut und die Premium-Pilsner neben der 19-Ct-Dose Billig-Pils stehen, ist der Konsument kaum bereit, mehr Geld pro Kiste zu bezahlen. Zumindest für das Standard-Pils. bei den Spezialbieren sieht die Sache dagegen anders aus. Da geht mehr. Und das haben die Brauereien erkannt. Am besten möglichst viele Kellerbiere in möglichst vielen Farben. Der Markt ist hungrig …
Also mehr Kellerbiere. Warum auch nicht? Den Franken freut es, schließlich wissen wir seit gefühlten Ewigkeiten (und wahrscheinlich wirklich auch nicht viel kürzer) trinken wir unfiltrierte, kernige Biere. Und a(auch wieder gefühlt) jede Brauerei hat so ein Bier im Programm. Mindestens eines … Manchmal sogar zwei oder drei. Wobei ich da schon wieder skeptisch bin. Macht man sich mit mehr als einem Kellerbier nicht selbst Konkurrenz?
Da gibt es zum Beispiel die Brauerei Schübel in Stadtsteinach. Genau, das sind die mit dem herrlich fränkischen „a Fränkisch„, einem dunklen, kernigen Kellerbier. Wenn man sowas im Programm hat, dann hat man das Thema Kellerbier eigentlich umfassend abgehandelt, schließlich ist das „a Fränkisch“ fast sowas wie ein Prototyp für ein kerniges Kellerbier. Braucht man da mehr noch ein weiteres Kellerbier? Braucht man, zum Beispiel das Drachenseidla. Das ist jetzt kein so dunkles, sondern mehr ein bernsteinfarbenes Kellerbier. Gut, nicht jeder mag Dunkle, also ist es schon sinnvoll, auch für die ein Kellerbier zu haben, die es ein wenig heller mögen. Aber mit zwei Kellerbieren ist es dann gut. Oder?
Ist es nicht. Zumindest nicht beim Schübel, denn es gibt da ja noch den Nordeck-Trunk. Und der ist ein – na, wer errät es? – ein Kellerbier. diesmal aber ein helles. Klar, das fehlte ja auch noch.
Dass der Nordeck-Trunk feintrüb ist, ist klar. Kellerbier eben, die müssen quasi unfiltriert sein. Geschmacklich ist es gar nicht so übel. Die Nase hat einen feinen, kräuterigen Hopfenduft. Nicht so extrem wie bei einem Keller-Pils, aber schon merklich. Der Trunk ist mild, hat eine feine Herbe und ein angenehmes Hopfenbouquet. Wie gesagt: Rür ein Keller-Pils fehlt dem Nordeck-Trunk der letzte „Punch“. Ganz nett, gut trinkbar – und im Vergleich zu einem einfachen Hellen eine Spur voller, kerniger. Die 4,9 % Alkohol sind auch in Ordnung, wie das ganze Bier. Solide …
Der Nordeck-Trunk ist übrigens nach der Burgruine Nordeck, zwei Kilometer nordnordöstlich von Stadtsteinach. Die Burg wurde wohl 1100 durch die Grafen von Henneberg errichtet, zwischenzeitlich zerstört, wieder aufgebaut und stand letztlich bis 1525, als sie im Bauernkrieg zerstört und aufgegeben wurde. In der Nähe, auf dem gleichen Bergrücken, liegt ein weiterer unbenannter Burgstall, ebenso auf der gegenüberliegenden Talseite. Die Grüne Bürg, eine karolingisch-ottonische Befestigung liegt nicht mal einen Kilometer südwestlich. Ach ja, die von Grün waren stammesverwandt mit den Wildensteinern, die ihrerseits eine Burg Wildenstein im Steinachtal in der Nähe des Ortes Wildenstein hatten. Wenn man es so sieht, gibt es in der Steinacher Gegend noch genügend Burgruinen bzw. Burgställe … und damit noch jede Menge Möglichkeiten, ein weiteres Schübel-Kellerbier zu benennen. Wie wäre es mit einem Keller-Rotbier? Oder einem echten, knackigen Keller-Pils? Da geht noch was, oder?
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