Es gibt ja so Sprichworte: „Kein Bier vor vier“, „Bier auf Wein, das lass sein!“ und „A Helles is a schnelles!“ Letzteres zielt wohl darauf ab, dass das helle Vollbier in der Regel äußerst mild-süffig ist und sich deshalb schnell konsumieren lässt.
Die Bandbreite der „Hellen“ ist aber in sich ganz schön weit gestreckt, was an der Rezeptur dieses Biertyps liegt. Wo also liegt der Unterschied zwischen einem Hellen und einem Pils?
Ein paar Beispiele: Der Hausbrauer und Bierseminarleiter Ladidel (i.e. Walter Simon) gibt in seinem Rezept für 20 Liter Helles Vollbier auf 4 Kg Pilsener Malz 10-15 Gramm Hopfen-Pellets (8%) bzw. 25-30 Gramm Dolden. Zum Vergleich empfiehlt er für ein fränkisches naturtrübes Pils bei ebenfalls 4 Kilo Pilsener Malz 25 Gramm Pellets (8%). Michael Hlatky und Franz Reil schreiben in ihrem Buch „Bierbrauen für jedermann“ bei 20 Litern Pils sogar die Zugabe von 50 Gramm Pellets auf 4,5 Kilo Malz vor. Clive Donald gibt in seinem Rezept für 5 Gallonen „Munich Helles“ sogar 85 Gramm Hopfen (4,2%) an. Umgerechnet wären das ungefähr 40 Gramm bei knapp 19 Litern Bier. Das sind 15 Gramm mehr als für das fränkische Pils und nur 10 Gramm unter einem „normalen“ Pils … Wenn ich mich nicht verrechnet habe.
Helle Vollbiere, die grundsätzlich weniger gehopft sein sollen als ein Pils, können also in der Würzigkeit sehr unterschiedlich ausfallen. Wobei ja immer der Grundsatz gilt, dass man das Bier im Süden milder liebt als im Norden. Ein Vertreter der weichen Vollbiere ist zweifelsohne das Helle der Brauerei Hartmann aus Würgau. Die ist ja mehr für ihren Felsentrunk mit dem berühmten „Hauch von Rauch“ bekannt. Das Helle verdient aber auch Beachtung, wie ich finde – vor allem, weil es so mild und weich ist. Auch beim Alkohol hält es sich mit 4,8% angenehm zurück. Hellgolden und nur kurz aufschäumend steht es im Glas, in dem nur wenige Kohlensäure-Bläschen aufsteigen. Der Geschmack ist malzig, leicht ins Fruchtig-Süßliche gehend mit einer dezenten Spur von Hopfen. Um im Bild der oben erwähnten Rezepte zu bleiben, wären es hier eher 10 Gramm Hopfen auf 20 Liter Sud. Persönlich muss ich sagen, dass es ein Helles ist, wie ich es mag. Damit könnte ich mich spielend einen netten längeren Abend lang unterhalten.
Prädikat: süffig!
Die erwähnten Bierrezepte finden sich hier:
Simon, Walter: Zurück zum (ursprünglichen) Bier. Karlstadt, ohne Jahr.
Hlatky, Michael und Reil, Franz: Bierbrauen für jedermann. Graz, 1995.
Donald, Clive: Brew with Brupaks. No. 2. German Beer. Huddersfield., ohne Jahr.
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