Ab und an, wenn mich so ein wenig die Nostalgie packt, bewege ich mich mal wieder in die Stadt und besuche in Bamberg das Gelände der Universität in der Innenstadt. Da habe ich als Student prägende Jahre erlebt. Und auch, wenn es da mittlerweile dank neuer Bibliotheken usw. ein wneig anders aussieht, ist es doch noch so ein wenig wie früher …
Ähm, nur so ein wenig wie früher. Da hängen doch seit (zumindest für mich) Neuestem Schilder mit einem Verhaltenskodex auf dem Uni-Gelände. Nun ja, der Lehrbetrieb soll nicht durch übermäßiges Herumgröhlen usw. gestört werden, klar. Aber was sehen meine Augen da? Der Konsum von Alkohol ist überall auf dem Uni-Gelände verboten??? Nein, ich will jetzt keine Studentenwitze reißen. So ein Studium ist nicht immer leicht und wird dank Bologna auch nicht mehr leichter, aber das Seidla ab und an zwischendrin hat so manches erträglicher gemacht. Da war der Bierautomat in der Feki, der unverbünftigerweise auch dann das schöne, schwere Bamberger Schwärzla auswarf, wenn man grade vom Blutspenden kam. Da gabe es Sekt und kleinen Feigling in der Mensa, die sich publikumswirksam nach geschriebenen und/oder bestandenen Klausuren zelebieren ließen. Und da gab es Tucher Dunkel udn Kauzen Radler, mit denen man versuchen konnte, dem Mensa-Essen etwas mehr abzugewinnen. Mal ganz abgesehen von den diversen Bierchen, die in Rucksäcken und Taschen ihren Weg hier- und dahin fanden. So manche sehr unterhaltsame Literatur-Vorlesung um 18.00 Uhr in der Markusstraße wurde da zum Start ins Abendprogramm. Die Sandstraße war ja nicht mehr weit …
Und all das soll nun der Vergangenheit angehören???
Nun ja, nicht ganz. Der Blick in die Mensa verrät, dass sich das Alkoholverbot nicht auf den Mensa-Bereich bezieht – oder das Studentenwerk die Schilder bisher (genauso wie ich) übersehen hat. Da steht nämlich immernoch Kauzenbier aus Ochsenfurt, mittlerweile in handlicheren 0,33l Bügelverschluss-Steinie-Flaschen und auch nur in geringer Zahl. Aber immerhin!
Ob das Käuzle aber zum Essen taugt, muss ich erst weisen. Schließlich erklärt einem das Etikett: „vorzügliches, herrliches Kultbier“.
Oha! Kultbier? Bei Bamberger Studenten? Da muss es schon verdammt viel drauf haben, das Käuzle, um gegen Mönchsambacher, Steinfelder, Huppendorfer, Mahr’s usw. anzukommen. Kultbiere waren und sind hier nämlich oft die famosen Landbiere und nicht irgendwelches 0,33-Fersehgeblubber.
Die Kassiererin in der Mensa zeigt mir jedenfalls grinsend, dass sie das Marketing für’s Käuzle verinnerlich hat: “ Ein Käuzle unters Schnäuzle?“ fragt sie süffisant. Gut, vielleicht ist ja was dran, an dem Kult …

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Entgegen der Gepflogenheit habe ich das Käuzle mal in ein Glas „gezwängt“. So ein 0,33er will ja eigentlich aus der Flasche getrunken werden. Aber im Glas kommen Farbe und Geruch besser zur Geltung. Dann sieht man nämlich auch den dichten CO2-Vorhang, in dem das hellgelbe Bier fast zu verschwinden droht. Der Geruch ist bierig bis hopfig. Gottlob versucht die Kauzen-Bräu keines der herben Trend-Pilsner zu kopieren. Der Geschmack ist … auch nicht schlecht. Der Grundkörper ist recht malzig geraten, dazwischen wird es leicht fruchtsäuerlich, bevor sich zum Schluss der Hopfen zu Wort meldet. Vorzüglich? Naja, immerhin gut. Herrlich? Auch ein wenig zu hoch gegriffen, vergleicht man es mit den allseits beliebten Bierklassikern. Und auch im Vergleich mit dem Steinie² aus Marktsteft oder dem Seppelsche Special aus Großostheim ist es ok, aber nicht deutlich besser. Nur die Flasche ist recht witzig geraten. Das muss man ihr lassen. Und als kleiner Mensa-Begleiter oder Zwischenbier ist es auch in Ordnung. Schließlich soll man ja was anderes als Bierologie und Hektoliteratur studieren. Eine 0,33er Flasche von einem Bier mit 4,8% fällt wahrscheinlich auch gar nicht unter das Alkoholverbot, so süß und „knuffelig“ (O-Ton Homepage der Kauzen Bräu) schaut so ein Käuzle aus …