Kennt ihr das? Ihr steht irgendwo auf einer Grillparty (noch ist das Wetter ja nicht so schlecht) rum und unterhaltet euch über kürzlich verkostete Biere oder habt gerade ein interessantes Gebräu im Glas/in der Flasche und tauscht euch darüber aus. Dann kann es in so einer Runde passieren, dass ein „Berufsklugscheißer“ (also so einer wie ich) dabei ist, der die Gelegenheit nutzt, um mit seinem breiten Bier- und Allgemeinwissen zu brillieren. Bei einem Honigbier wie dem Honeymoon vom Antla in Kronach hört sich das dann vielleicht so an …
„Wusstet ihr eigentlich, dass ja schon die alten Germanen ihre Emmer- und Gerstenbiere mit Honig gesüßt haben sollen. Das hat man bei der Untersuchung von Trinkhörnern festgestellt. Im Mittelalter haben die auch Honig ins Bier gegeben, weil er das Bier haltbarer macht. Das ist übrigens interessant: Im Bienenmagen, genauer gesagt ine inem Spezialmagen, wimmelt es vor Milchsäure-Bakterien und die bilden natürliche Konservierungsmittel als Stoffwechselprodukte. Deshalb wird Honig nicht von Hefepilzen und anderen Mikroben befallen werden. Stellt euch das mal vor, der Honig könnte im Bienenmagen gären … HAHAHAHA!!! Die Bienen würden dann vielleicht unter dem Flug platzen! HAHAHAHA!!! In der Antike hat man Honig übrigens auch dazu benutzt, um Leichen zu konservieren. Mellifikation nennt man das und soll bei Alexander dem Großen gemacht worden sein …
<Mal einen Schluck vom Antla Honeymoon nehmen>
Boah, das schmeckt ja deutlich nach Honig. Das Bier ist ja sofort als Honey-Ale zu erkennen. Schaut auch nach Honig aus … Wenn ich mich recht erinnere, wurde beim Einbrauen Honig aus Peru mit eingekocht. Wobei die alten Peruaner ihre Mumien ja nicht mit Honig behandelt haben. Ein chinesischer Apotheker aus dem 16. Jahrhundert ist übrigens auf die Idee gekommen dass so eine Mellifikation am besten noch zu Lebzeiten beginnen soll. Also regelmäßig in Honig baden und sich am besten nur noch von Honig ernähren! Dem hätte das Honeymoon sicher gefallen. Aber warum das jetzt unbedingt Honig von so weit her sein muss …??? Ich meine, hätte es da nicht auch Frankenwälder Honig getan? Dann hätte man einen Regionalbezug, der sicherlich verkaufsförderlicher gewesen wäre.
Trinken lässt es sich ja, neben der Süße hat es auch eine fast schon an Halspastillen erinnernde Würze. Aber auf die Dauer ist es dann doch zu süßlich. Also eines geht, für mehr würde ich mir vielleicht noch ein paar Gewürze zusätzlich als Konterpart wünschen.
<Ein weiterer Schluck Honeymoon, ein schneller Blick aufs Etikett>
Honeymoon, interessant! Naja, der Name liegt natürlich auf der Hand bei einem Honigbier. Beim Antla in Kronach war das Bier ja das Monatsbier im Apri, was genaugenommen natürlich Blödsinn ist. Der Honeymoon also der Honigmonat ist ja nicht nur ein Begriff für die Flitterwochen, sondern war auch ein alter Name für den Monat Juni. Weiß nur heute keiner mehr außer mir. Das sollte mal einer denen vom Antla sagen, damit sie im nächsten Jahr ihr Bier kalendarisch korrekt einbrauen und ausschenken.
<Letzter Schluck, kleiner Rülpser …>
‚Tschuldigung! Puh! Also eine Flasche geht, vielleicht auch noch zwei, aber bei einer dritten wäre es für mich schon grenzwertig. Viel davon könnte ich nicht trinken. Der Obama hat ja im Weißen Haus auch Bier gebraut, übrigens auch ein Honey Ale. Weil, dass hier ist ja auch obergärig, wie das vom Obama. Und weil der Präsident das Rezept gemacht hat, musste die Regierung das Rezept veröffentlichen. Schließlich müssen die USA ja alle Regierungsdokumente veröffentlichen … Oder vielleicht fast alle. Jedenfalls ist Obamas White House Honey Ale vom Stil er eher ein Dubbel, also viel stärker als das hier. Beim European Beer Star gibt es die Kategorie Honigbier übrigens, aber die istziemlich frei formuliert. Also eigentlich zählt jedes Bier, das mit Honig hergestellt wurde, egal wie stark, wie vergoren usw. Nur soll der Honig mit den anderen Inhaltsstoffen harmonieren und sie nicht überdecken, was ich bei dem Bier schon ein wenig finde ….
Hey, wo rennt ihr denn alle hin? Ich bin doch noch nicht fertig … Ich habe euch doch noch gar nicht erzählt, dass ….“
Ich bin mir sicher, dass ihr auch so einen „Sheldon Cooper“ in eurem Freundeskreis habt. Solltet ihr also demnächst mal mit einem Honigbier wie dem Honeymoon vom Antla in Kronach rumstehen und er sollte mit seinem Vortrag anfangen wollen, könnt ihr getrost abwinken und sagen: „Danke, das kennen wir alles schon.“
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