Ok, Freunde, lasst uns mal darüber reden, was auf dem Biermarkt so alles schief läuft. Ich meine, wir haben gerade zwar noch lange nicht die so vielbeschworene „Craftbier-Revolution„, aber zumindest aben wir gerade die Gelegenheit, Verbraucher neu von Bier zu begeistern und zu überzeugen. Seit langem eingeschlagene Pfade werden nicht mehr stur weiterverfolgt. Über Bier wird wieder mehr geredet, es wird mehr probiert und ausprobiert. Also ich habe schon das Gefühl, da tut sich einiges. Und ich sitze im erzkonservativsten Bierfranken. Tja, und dann muss ich sowas lesen: „Durch intensive Marktanalysen und Verbrauchertest wurde nun der Bedarf nach einem naturtrüben, milden alkoholfreien Bier ermittelt.“
Diesen Satz haut einem die Kulmbacher Brauerei AG in Form ihrer Tochter Mönchshof zur Vorstellung ihres Mönchshof Naturtrüb’s Alkoholfrei um die Ohren. Nichts gegen Marktanalysen. Ein Bier muss schließlich auch getrunken werden. Da sind Kundenbefragungen wichtig. Und ein Wirt, der sein Ohr nicht bei seinen Gästen hat, kann schnell wieder zumachen. Aber ich befürchte, mit dieser Art von Marketingstrategie fährt die Kulmbacher aufs falsche Gleis. Denn, wenn ich heute ein Bier „aus der Mönchshof ‚BrauMeisterei‘“ in Händen halte, dann erwarte ich als Kunde etwas Besonderes. Warum nutzt man die „BrauMeisterei“ nicht, um edle, handwerklich hergestellte „Spitzenbiere“ zu brauen? Warum geht man bei der Mönchshof keinen Schritt in die Richtung hochwertiger und höherpreisiger Spezialbiere in 0,75er Flaschen? Man müsste doch nur mal nach Bayreuth zu Maisel&Friends schauen. Oder nach Miltenberg zur Faust. Oder … An Beispielen mangelt es doch nicht. Dagegen wird mir ein naturtrübes, mildes Alkoholfreies als DIE INNOVATION des Jahres vorgesetzt. Aber was beschwere ich mich. Immerhin haben die Kulmbacher ja Recht und ich eine Ahnung! „Das Mönchshof-Natur Radler mit echtem Zitronensaft, ohne künstliche Süßstoffe und ohne Konservierungsstoffe, zählt bereits zwei Jahre nach Einführung zu den Top-5-nationalen Radlern (Quelle: A. C. Nielsen).“, belehrt mich die Kulmbacher Pressemitteilung. Und schließlich ist das „naturtrübe, bernsteinfarbene Mönchshof Kellerbier zum Beispiel […] binnen weniger Jahre zu Deutschlands meistgetrunkenem Bier dieser Kategorie aufgestiegen.“Also zählt man eins und eins zusammen und produziert dieses alkoholfreie „Kellerbier“.
Ganz alkoholfrei ist auch dieses Bier übrigens nicht: „Enthält weniger als 0,5 vol. Alkohol“, steht auf dem Etikett. Da greift man wohl in weiser Voraussicht schon mal dem vor, was früher oder später kommen wird. Denn ich schätze, dass in (wohl noch fernerer, aber wer weiß) Zukunft dieser „Warnhinweis“ auf allen Alkoholfreien mit Alkohol stehen muss. Naja, wir werden es sehen.
Optisch ist es recht bernstein-hell und anständig trüb. Der Kunde soll ja was davon haben, dass er ein „Naturtrüb’s“ kauft. An der Optik habe ich nichts auszusetzen. Und dass es verdammt süßlich riecht? Sind wir mal ehrlich: Das hatte ich erwartet. Oder soll ich sagen: befürchtet? Schließlich wird es einem ja nicht nur als alkoholfrei, sondern auch noch als „mildes Alkoholfreies“ angepriesen. Wenigstens kommt im Aroma die Hefe durch. Die verspricht dem Bier Charakter und Eigenständigkeit zu geben.
Allerdings muss ich auch sagen: Egal, wie viel Hefearoma da ist, es wird einfach kein Bier! Süß, maischig mit kaum einem „Gegenspieler“ für die Aromatik. Zeitweise fühlt man sich dank der Hefigkeit an ein alkoholfreies Weizen erinnert. Da hilft es auch nichts, dass es zwar nach hinten heraus unterschwellig getreidig-trockener wird. Aber das ist mehr so ein Unterton, denn im großen und ganzen bleibt das alkoholfreie Naturtrübe fruchtig, maischig, hefig … süß! Und die versprochene Vollmundigkeit kann ich so auch nicht finden, es tut mir leid.
Allerding besfürchte ich, dass das bei weitem nicht das Ende der Fahnenstange in Sachen Kulmbacher Innovationen ist. Schließlich war das Mönchshof Natur Radler ja schon „Neuheit des Jahres“ 2013 für die Leser der Getränke Zeitung. Ein Kapuziner Weißbier Radler steht auch schon am Start. Da fehlt es nur noch am alkoholfreien Naturtrüb’s Radler Natur bzw. am Kapuziner Weißbier Radler Alkoholfrei. Die kommen vielleicht schon in diesem Sommer. Als die Innovation auf dem Biermarkt. Jede Wette! Aber DIE teste ich dann nicht mehr. Auf ein Mönchshof Pale Ale im Stile eines Distelhäuser Distel Blond oder einen frisch gehopften Kapuziner Weizenbock werde ich wohl weiterhin warten müssen. Von fassausgebauten Versionen des Mönchshof Schwarzbiers oder einem „nassgehopften“ Mönchshof Bio-Bier aus alten Gerstensorten ganz zu schweigen.
Das wären zwar meiner Ansicht nach ECHTE Innovationen, aber ich werde bei den ganzen Screenings und Marktanalysen ja auch nicht gefragt.
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