Den ganzen Herbst über hatte ich ja immer wieder das Thema „lohnbrauen“. Das kann sowohl ein Fluch als auch ein Segen für eine Brauerei sein. Denn eine kleine Brauerei, die schnell wächst, hat in der Regel das Problem, dass sie mehr verkaufen könnte, als sie produzieren kann. Investitionen in eine größere Brauanlage oder eine neue Abfüllanlage z. B. kann sie aber noch nicht stemmen. Außerdem bindet mans ich dann langfristige Kosten ans Bein – und das in einem stagnierenden Marktsegment. Also könnte man entweder nur so viel brauen, wie eben geht, und damit die kaufwilligen Kunden verärgern, die leer ausgehen. Oder man lässt das, was man selbst nicht stemmen kann, bei einer anderen Brauerei brauen. Das ist zum einen alles andere als billig und zum anderen besteht immer die Gefahr, dass sich die Kunden schnell wieder abwenden, wenn sie glauben, dass sie hier eigentlich das Bier einer Großbrauerei bekommen. Brauereien und Biermarken leben stark von ihrem Ruf. Und ist der erstmal ruiniert …
Es ist also verständlich, dass die Brauereien nicht herausposaunen, wer das Bier herstellt, das unter ihrem Namen verkauft wird. Selbst die Lohnabfüller werden in der Regel nicht genannt. Zu groß ist die Angst, der Kunde könne glauben, dass das Bier dort auch gebraut werden könne. Eine Ausnahme bildet da die Brauerei Alt aus Dietzhof. Deren Bier gibt es auch in den urig-hohen Bügelverschluss-Flaschen. Bei einer Brauerei, die einen Ausstoß von 1000 hl/Jahr hat, ist sowas schon bemerkenswert. Denn bei einer solchen Größe lohnt sich eine eigene Abfüllanlage und Etikettiermaschine kaum. Aufschluss über den Abfüller gibt das Rückenetikett: Frank Rothenbach GmbH/Aufseß, besser bekannt als die Brauerei Aufsesser. Und auch wenn es nicht auf dem Etikett stünde, könnte man sich das anhand der identischen Flaschen- und Etikettenform denken. Gebraut wird das Bier aber weiterhin in Dietzhof, wie die Homepage betont – wo es übrigens das Seidla für 2,00 € aus dem Holzfass gibt.

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Das Helle, das ich hier für den Test vor mir habe, schaut feingolden aus. Die 4,5% sind für ein Helles Durchschnitt, passt schon. Der Geruch ist eine Spur getreidig. Sowas mag ich, weil es Charakter zeigt. Da wartet sicher kein 08/15-Helles auf einen. Den Geschmack beschreibt man als Franke am besten mit … „dreggslegger“! Meine Herren, mild im Antrunk, leicht bierig-herb, süffig, geil … Getreidiger Grundkörper, mild gehopft, fein austariert. Gut, es könnte für den einen oder anderen eine Spur mehr Hopfen haben. Aber für mich passt das so. Unter den hellen Vollbieren geht das locker in die Top Ten, zumindest in meine. Gut, dass es jetzt bei den Aufsessern abgefüllt und dadurch leichter verbreitet werden kann. Denn das Bier sollte jeder mal probiert haben. Auch wenn das bedeutet, dass der Ausstoß steigt und man vielleicht an die Grenzen der eigenen Kapazitäten gerät …