Bei Billigbieren hat man ja schnell mal vorgefasste Meinungen. Die mögen eindeutige unhaltbare Vorurteile sein, aber man kann sich ihrer nicht erwehren. Dazu gehört zum Beispiel der Argwohn, dass da in vielen unterschiedlichen Flaschen (bei unterschiedlichen Preisen) doch irgendwie immer ein und dasselbe Bier steckt. Warum sollte eine Brauerei auch drei, vier oder fünf verschiedene Pilsner z. B. brauen – so ist der allgemeine Gedankengang. Es ist doch viel wirtschaftlicher das eine Pils mal so und mal so zu verkaufen. Vielleicht ist das „Premium-Pils“ noch ein wenig besonders, aber der Rest ist doch austauschbar. Ob das beim Bier tatsächlich so ist, kann kaum einer, der das am Stammtisch behauptet, belegen. Aber der Verdacht liegt nahe. In anderen Wirtschaftszweigen ist das gang und gäbe. Man denke nur mal an die Automobilindustrie. Da gibt es so viele „Plattformfahrzeuge“, dass man manchmal nur noch am Emblem die Marke und das Modell erkennen kann. Zwillinge, Drillinge und noch viel mehr, wohin man schaut. Und ist es bei den Hausgeräteherstellern nicht genauso? Da gibt es Waschmaschinen auch gleich mal von drei oder vier Herstellern. Zu unterschiedlichem Preis natürlich. Und schließlich weiß man doch auch, dass es Premium-Kaffee und Superwaschmittel auch als Handelsmarke bei Aldi und Lidl gibt …
Letzthin hatte ich so ein Produkt-Déjà-vu beim Bürgerbräu Bamberg Kellerbier. Das ist eine Marke der Bamberger Kaiserdom Specialitätenbrauerei, die auf dem heimischen Markt – also dem in Bamberg und Umgebung – vor allem durch ihre Billigmarken Bürgerbräu Bamberg (günstig) und Domfürsten (billig) auffällt. Seit ein paar Jahren mischen sie die Domstadt und das Umland noch mit der Pseudo-Craftbier-Marke Braumanufactur Alt Bamberg auf. „Echtes“ Kaiserdom, also Bier unter diesem Label, gibt es in der Domstadt fast nirgendwo zu kaufen. In der Bierothek in Bamberg steht das Kaiserdom Pils, sonst fiele mir gerade kein anderer Getränkemarkt ein. Aber das ist ein anderes Thema und darüber habe ich schon häufiger geschrieben. Jedenfalls hatte ich letzthin eine Flasche Bürgerbräu Bamberg Kellerbier aus dem REWE ums Eck mitgebracht, was meine weltbeste Biertestergattin mit den Worten kommentierte: „Hattest du das noch nicht? Ich bin mir sicher, das hattest du schon.“ Aber ich war mir sicher, dass ich das noch nicht gehabt habe. Ja, das Domfürsten Kellerbier hätte ich schon gehabt. Und auch das Braumanufaktur Alt Bamberg Zwickl, aber es sei ja nicht hinreichend belegt, dass diese Biere identisch seien. Also müsse ich jedes von ihnen als individuelles Bier testen, sprach ich als Machtwort und goss mir besagtes Kellerbier ein.
Tja … und dann war es gut, dass meine weltbeste Biertestergattin das Thema für nicht weiter verfolgenswert erachtete, denn dann hätte ich kleinlaut zugeben müssen, dass mich das Bürgerbräu Bamberg Kellerbier frappierend an das Domfürsten Kellerbier (auch von der Bürgerbräu Bamberg, hinter der bei beiden natürlich wieder die Kaiserdom steckt) erinnert. Es war ein echtes Déjà-vu. Der recht helle Farbton, der fast schon Röstmalzige Antrunk, den man bei der Farbe nicht erwartet … Ich könnte es mir recht leicht machen und den Text vom Domfürsten Kellerbier hier reinkopieren. Aber das hieße ja nicht nur meiner weltbesten Biertestergattin Recht geben zu müssen, was ich natürlich sofort und ohne mit der Wimper zu zucken tun würde, sondern auch, dass ich handfeste Beweise liefern müsste, dass es sich um dasselbe Bier handeln könnte. Und das kann ich nicht. Ich kann nur sagen, dass ich mich beim Testen des Bamberger Bürgerbräu Kellerbiers sehr an das Domfürsten Kellerbier erinnert fühlte und zumindest optisch auch an das Alt-Bamberg Zwickl. Allerdings ist dessen Test zu lange her, als dass ich mir da wirklich gewiss wäre. Dass alle drei Biere 4,8 % Alkohol haben kann da nicht gelten. In dubio pro reo, auch wenn es nur noch schwache Zweifel sind. Sonst bekommt man für kleines Geld ein trinkbares Kellerbier, das wie gesagt, ein wenig stark brotig mit fast schon an Röstmalz erinnernden Noten beginnt, sonst natürlich die Hefe ins Spiel bringt, den Hopfen gegen Ende hin auch ein wenig … Nach hinten raus wird’s übrigens ein wenig „herber“, wobei ich mich gerade frage, ob diese Herbe nur vom Hopfen kommt, oder ob da die Hefe z. B. auch ihr Finger im Spiel haben könnte … Zu meinen Lieblingsbieren gehört aber keines der drei Kellerbiere aus dem Hause Kaiserdom, die ich bisher getestet habe.
Und wenn ich eine Empfehlung aussprechen sollte, dann würde ich das Domfürsten Kellerbier empfehlen. Das ist zwar deutlich billiger aufgemacht als seine Kollegen, hat aber das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Und wenn es schon nicht auf den Geschmack ankommt, dann wneigstens auf den Preis!
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