Gestern hatte ich ja so schön geschrieben, Franken sei sozusagen „home of craftbeer“. Was bezogen auf die handwerkliche und ursprüngliche Braukultur durchaus stimmt. Hier werden viele Biere noch so gebraut, wie es Teil der „Craftbeer-Selbstdefinition“ ist:
Nicht filtriert, nicht pasteurisiert, nicht stabilisiert – just craft beer!
Aber es bringt auch „Probleme“ mit sich. Denn wenn ein Lager oder ein Pils schon „craft“ sind, was sind dann die vielen IPAs, Pale Ales, Blonde Ales, Triples usw. Und worin unterscheiden sich diese ganzen Bierstile. Ich meine, hierzulande ist es relativ einfach: Ein Pils ist zum Beispiel immer ein Pils, das ist recht gut definiert. Zwar unterscheiden sich die Pilsner von Nord nach Süd durchaus in ihrer Bittere und ihrer Hopfenausprägung, aber niemand käme auf die Idee, ein „südbayerisches Pils“ als eigenen Bierstil zu definieren. Oder?
Wenn aber auf dem Amber-Zwerchla der Staffelberg Bräu aus Loffeld bei Staffelstein auf dem Etikett „American Style Amber Ale“ steht, dann frage ich mich schon, was ein American Amber Ale von einem Amber Ale aus sagen wir mal Australien unterscheidet. Brewwiki definiert das American Amber Ale als „[…] spinoff from the American Pale Ale style of beer and originated on the west coast. American Amber refers to copper colored ales (some are reddish brown) that have moderate to heavy body and use American hops.“ Kurz gesagt ist ein American Amber Ale ein obergäriges Bier, das sich durch die Verwendung von farbgebenden Malzen (z. B. Karamellmalzen) und vor allem durch den Einsatz von amerikanischen Hopfen auszeichnet. Und an den „Bauplan“ hat man sich beim Staffelberg Bräu in Loffeld auch gehalten.
Müncher Malz, CaraRed, CaraHell und CaraPils sorgen für die bernsteinkupferrote Farbe. Schick! Naja, für ein „echtes“ American Amber Ale müssten die Malze aus den USA kommen. Beim American Style Amber Ale kommt das Malz aus Bamberg, also in dem Fall von der Mälzerei Weyermann®. Und die ist in Sachen Malz sicher nicht die schlechteste Adresse. ;-) An Hopfen wurde Hallertauer Tradition, Spalter Select und Hersbrucker Spät beim Kochen und beim Hopfenstopfen Cascade, Smaragd, Mandarina Bavaria und Huell Melon.
Und das gibt wirklich ein Bier mit „einem ganz besonderen Charakter“. Das kann man durchaus so stehen lassen. Die Fruchtigkeit des Hopfens, Cascade lässt grüßen, paart sich schon beim Aroma mit der leichten Schwere des Malzes. Wobei man die amerikanischen Hopfenaromen nicht überbewerten darf, denn daneben erschnuppert man auch noch ein klassisches, deutsches Hopfenaroma. Nimmt man den ersten Schluck, schmeckt man zunächst das deutliche „Malzbett“ aus den Karamellmalzen und dem Münchner Malz. MüM ist ja sowieso schon ein sehr charakterstarkes Malz. Dazu kommt diese Mischung aus klassischen und exotischen Hopfenaromen. Wobei es die Mischung aus verschiedenen Hopfen schwierig macht, einzelne Hopfensorten herauszuschmecken. Die Mandarina-Noten kommen vielleicht am ehesten im Abgang hervor. Insgesamt schön hopfig, fruchtig, dazu die malzige Kernigkeit … Ich mag’s! Die Malzschwere und der Hopfen, das ergibt ein interessantes Spannungsfeld. Dass das Bier mit der Zeit mehr und mehr Malzschwere bekommt, stört nicht weiter. Auch die Süße nimmt dannein wenig zu. Aber nicht, dass jetzt einer glaubt, das Biere würde „pappig“. Davon ist es weit entfernt. Und dann hat es ja auch noch eine passende Bittere. Und die Karamellaromen. Cool! Vor allem, weil es im Vergleich zu einem hellen Pale Ale das Augenmerk mehr aufs Malz lenkt.
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