Ein Pils braut ja nahezu jede Brauerei. Deshalb ist es schwierig, auf dem Pilsmarkt echte Schätzchen zu finden. Denn dafür müsste man sich wirklich durch jedes Pilsner der Republik arbeiten. Da hätte man viel Mittelmaß und sicher auch einiges, was man sich besser erspart hätte, nur um am Ende vielleicht zehn oder fünfzehn Ausnahme-Biere zu finden.
Und dann kommt erschwerend hinzu, dass diese Ausnahme-Biere meist solche sind, die es gerade mal rund um den Schornstein der Brauerei gibt, wenn überhaupt. Nehmen wir zum Beispiel mal das Pils der Brauerei Düll aus Gnodstadt. Wenn man sich nicht mal nach Gnodstadt verirrt, gibt es keine Chance an das Pils zu kommen. Abgesehen von einem Bock in der Weihnachtszeit ist das übrigens die einzige Sorte der Brauerei, die gerade mal irgendwas um die 500 HL/Jahr herstellt. Unter den deutschen Brauereien ist so eine Jahresleistung eigentlich nichts, wenn nicht sogar noch weniger als das.
Aber Quantität hat nichts, aber auch gar nichts mit Qualität zu tun. Und wenn ja, dann höchstens “reziprok”, soll heißen: Je größer die Brauerei, desto langweiliger das Pils. Was im Falle des Düll Pils ja nur das Beste ahnen lässt. Und was man da im Glas bekommt, sieht schon mal wie ein Pils aus – wenn man mal davon absieht, dass man es im Glas-Seidla bekommt und nicht in einer typischen Pilstulpe. Aber der Schaum steht brachial gut. Daran sollten sich all die Industriebrauer mit ihren Stabilisierungsmitteln mal ein Beispiel nehmen. Wollte man an der Optik etwas bemängeln, dann höchstens die Trägheit und das fehlende Sprudeln im Glas. Aber so lange ein Pils im Mund frisch wirkt, muss es nicht hochgespundet sein. Die Nase nimmt ein deutlich fruchtiges Aroma wahr. Da spielen Malz und Hopfen gut zusammen. Und auf Zunge und Gaumen zeigt das Pils mal so richtig, wie ein Pils zu schmecken hat! Denn da schwingt die Empfindung zwischen zwei Eindrücken hin und her, die sich alles andere als ausschließen: Da ist zum einen die süße, fruchtige vollmundige Malznote. Und zum anderen ist da ene knackige Herbe, die ein deutliches Hopfenaroma begleitet. Die mag einen im ersten Moment vielleicht kurz schocken, denn für ein fränkisches Pils langt das Düll Pils aus Gnodstadt ordentlich zu. Aber nur ein, zwei Schluck später, wenn sich der Gaumen daran gewöhnt hat, hat man eines der besten Pilsner, die ich kenne, vor sich stehen. Da schleicht sich der Hopfen über die Zungenflanken, da macht sich das honighafte Malz breit, da kitzelt einem die Bittere im Rachen und verlangt nach dem nächsten Schluck.
So kann und darf kein Premium-Fernsehbier-Hersteller brauen. Denn würden sie das tun, dann wäre der Kunde ja für immer “versaut” und würde nichts mehr in die Hand nehmen, was nicht ansatzweise so vollmundig schmeckt. Klar, bitter sind viele Biere, hopfig vielleicht auch. Aber im Zusammenspiel mit der weichen, süßlichen Malznote wird daraus ein echt geiles Bier! Ein Bier, bei dem ich zu sagen wage:
Würden in Deutschland mehr große Brauereien so brauen, gäbe es keine Craftbier-Welle und niemand bräuchte ein IPA. Aber das bleibt unter uns, ok?
Noch keine Kommentare