Ich weiß, langsam reicht es mit den schlechten Nachrichten, was die unerwünschten Inhaltsstoffe im Bier angeht: Farbstoffe und Geschmacksstoffe aus Malz; Hopfenextrakt, den man theoretisch auch nach dem Brauvorgang zusetzen könnte; Fuselalkohole, die einem den Schädel sprengen … Jetzt reicht’s! Dachte ich … Bis ich gestern diese M…eldung las: „Zu viel Nitrosamin – Ettaler Mönche rufen Bier zurück“
Eine Rückrufaktion bei Bier? Meistens liest und hört man bei Lebensmitteln ja eher von Rückrufen bei anderen Produkten, aber auch Bier ist davor nicht gefeit. 2005 hat die Berliner Schultheiss-Brauerei 50000 Flaschen Berliner Weisse zurückgerufen, weil die Flaschen platzen konnten. Und 2007 musste Vitamalz einen Rückruf starten, weil aus Versehen alkoholhaltiges Bier beigemischt wurden und es dann bis zu 2,5%vol enthalten konnte. Und jetzt ein Dunkles ein Bock mit Nitrosaminen. Zwar sei die Menge nicht direkt gesundheitsgefährdend, aber so hoch, dass es nicht mehr verzehrt werden dürfe. Schuld war eine Lieferung Malz eines Allgäuer Herstellers, das wohl mit zu viel Hitze geröstet wurde. Eigentlich waren solche Belastungen nur bis in die 80er Jahre ein Thema – und eben jetzt, da 185hl in den Handel gelangten. Eigentlich war der erhöhte Nitrosaminwert sogar bekannt, aber irgendwo auf dem Dienstweg hat wohl ein bayerischer Amtmann auf die göttliche Eingebung gewartet. ‚Luja, sog i!

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Sei es, wie es mag. Wir trinken weiterhin dunkle Biere, auch wenn jetzt die Gesundheitsapostel der Nation dagegen wettern werden. Denn dunkle Biere haben einfach ein größeres Geschmacksspektrum: braune, kernige Töne, Aromen von Vollkornbrot, Kaffee und Schokolade lassen sich da finden, gerne gepaart mit einer Spur Karamell oder Rauch hier und da. Mal weniger und mal mehr, mal schwerer und mal leichter, aber irgendwie immer interessant. Wie zum Beispiel beim Export der Brauerei Hofmann aus Hohenschwärz. Bei dem Ortsnamen kann da ja nur ein dunkles Export in der Euro-2-Flasche wohnen, ein sehr dunkles, fast ins Schwarz gehende mit einem feinen Rotstich. Nun ist die Bezeichnung „dunkles Exportbier“ ja eher eine Seltenheit auf dem Biermarkt. Häufiger liest man für so ein Bier „dunkles Vollbier“, vor allem, wenn sich – abgesehen vom Weihnachtsbier – um das einzige Bier der Brauerei handelt, das zudem eigentlich kaum „exportiert“ wird. Um die kümmert sich – 1500hl Jahresausstoß kümmert sich – wie sollte es im Raum Gräfenberg auch anders sein – übrigens eine Brauerin, Elfriede Hofmann.
Deren Bier riecht im ersten Moment ein wenig eigentümlich stark nach … frischem Schwarzbrot oder Pumpernickel. Kein alltägliches Bier, das merkt man auch im Geschmack: volumig schon von Anfang an, wie Schwarzbrot eben. Dann immer deutlichere und dichere Röstaromen, die in einem dunklen, leicht hopfen-herben Mocca-Finish auslaufen. Dazwischen auch noch Karamell und … wer weiß was noch alles. Oha! Das ist mal ein Dunkles! Ein ziemliches Geschmacksfeuerwerk und trotzdem nicht ganz so schwer, wie bei anderen Dunklen. Davon kann man sich auch mal ein Zweites hönnen. Eines davon sollte man aber mindestens mal probiert haben!