Über wen schimpft der Franke eigentlich am liebsten? Nein, ich meine jetzt nicht die Nachbarn im Süden. Noch lieber schimpft der Franke über andere Franken: Das fängt bei Regionen an (Bier- gegen Weinfranken), geht über urbane Großräume (Nürnberg gegen Fürth), Landkreise (Bamberg gegen Haßfurt) und macht auch nicht vor Dorfgemeinschaften halt. Über jeden anderen weiß der Franke was zu sagen. So hat es mich nie gewundert, dass ein Schafkopfspieler, der als erste Karte Trumpf ankartet, obwohl er nicht die Ruf hat, „coburgert“. Dieser Spieler betrügt zwar nicht, verletzt aber eine der ungeschriebenen Schafkopfregeln, um seine Gegenspieler zu narren und selbst mehr Punkte zu bekommen. Der Coburger sei eben jemand, der seine eigenen Regeln macht und tut und lässt, was ihm gefällt, so lange er sich Profit davon verspricht – so war bisher die Begründung in meinem Bekanntenkreis für diesen Ausdruck, der immerhin auch auf der Schafkopf-Seite auf Wikipedia zu finden ist. Nun mag das für einige Coburger sicher gelten – wie übrigens für andere Bewohner Bayreuths, Bambergs, Hofs oder Kulmbachs auch – eine generelle Regel, dass alle Coburger „coburgern“ lässt sich daraus aber sicher nicht ableiten. Und die Coburger, die ich persönlich kenne, sind alle nett und karten zumindest den Regeln gemäß. ;-) Vielleicht kommt es auch daher, dass Coburg den Anschluss zum Freistaat Bayern nach dem ersten Weltkrieg aus rein finanziellen Gründen suchte, weshalb der Coburger in Oberfranken ab und an auch noch als „Speckbayer“ bezeichnet wird? Denn erst seit dieser Zeit ist Coburg wirklich ein Teil Frankens und die Coburger Bierszene gehört damit auch zur fränkischen Brauereilandschaft.

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Wobei Coburg selbst durch die Übernahme von Scheidmantel und Sturm durch die Kulmbacher BrauereiAG und die Schließung der Braustätte der Brauerei Sturm heute Bier-Diaspora geworden ist. Das ist auf der einen Seite schade, ebente auf der anderen Seite vielleicht den Boden für eine kleine Coburger Gasthausbrauerei oder gibt den Brauereien aus dem Coburger Umland mehr Chancen. Denn im Landkreis Coburg finden sich wirklich gute Biere, wie das Prinz Eugen der Brauerei Murmann aus Untersiemau. Am bekanntsten von der Brauerei Murmann ist das urige Lagerbier mit einem Etikett, das an die gute alte Zeit erinnert, als auf dem Biermarkt nur Wachstum zu herrschen schien. Aber auch die anderen Biere verdienen durchaus Beachtung wie z eben der dunkle Prinz Eugen mit seinen 5,1%. Schön dunkelbraun steht es im Glas und dass der Schaum nicht so ewig halten will, wollen wir dem Prinzen mal verzeihen. Schaumstabilität wird eh überbewertet und Schaumschläger braucht eh niemand. Der Geruch zeigt sich leicht dunkelmalzig, was darauf schließen lässt, dass das Prinz Eugen eher ein feineres Dunkles ist. Schon beim ersten Schluck wird einem klar, dass man hier wieder ein weicheres Dunkles vor sich hat. Im Antrunk ist es ein wenig süßlich und mild, im Mittelteil betont braun und mit leichten Kaffee- und Karamellanklängen. Seinen Trumpf spielt das Prinz Eugen aber erst im Abgang aus: Da wird es für ein Dunkles so richtig gut. gar nicht so tief und schwer kippt es nach hinten ab, aber wer ab und an einen Schafkopf spielt, weiß, dass hintenaus auch mal die kleinen Trümpfe fette Stiche machen. Das Prinz Eugen ist ein ehrliches, bekömmliches und recht leckeres Dunkles. Dass die Brauerei in letzter Zeit vor allem in neue und energie- und ressourcenschonende Technik investiert hat, ohne das an die große Glocke zu hängen, macht sie nur noch sympathischer.
Nur welcher der vielen Prinzen mit Namen Eugen in der europäischen Geschichte, die sicherlich alle über das Haus Sachsen-Coburg und Gotha miteinander verwandt waren, nun Namensgeber für das Prinz Eugen Dunkel war, ließ sich auf die Schnelle nicht recherchieren. Vielleicht gibt es auch gar keinen Prinz Eugen mit Bezug zu dem Bier … aber das wäre ja fast ein wenig „gecoburgert“ :-)