Der Franke ist ja schon so einer – eigentlich einer, den es gar nicht gibt: DER Franke … Wo sich doch die Ober-, Unter und Mittelfranken gar nicht immer so grün sind: Bierfranken gegen Weinfranken, Nürnberg gegen Fürth, evangelisch gegen katholisch, feine vs. grobe Bratwürste …
So hegen auch die oberfränkischen Zentren Bamberg und Bayreuth eine gesunde Rivalität: Hier Bamberg, katholisch, Bischofssitz mit Dom und Residenz, Universitäts-Standort, stolz auf Wurst und Bier – da Bayreuth, evangelisch, Markgrafenschlösser und Erimitage, Regierungssitz von Oberfranken, ebenfalls Universitäts-Standort und stolz auf Wurst und Bier …
Tatsächlich hatte die Bayreuther Brauereilandschaft lange zeit viel zu bieten. Die neue Fränkische Brauereikarte von 1997 nennt noch: Glenk, Schinner, Brauerei AG, Becher, Maisel und Götschel. Die alte Oberkonnersreuther Brauerei gab es da leider schon nicht mehr. 6 Brauereien im Stadtgebiet waren beachtlich.
2011 schaut die Sache ein wenig anders aus: Becher und Glenk gibt es erfreulicherweise noch. Schinner mit der Marke Bürgerbräu lassen in Neuhaus (bei wem wohl?!) brauen, was beim Bayreuther Bürgerfest im Jahr 2010 zum Eklat führte: Da sollte nämlich nur Bier, das in Bayreuth produziert wurde, ausgeschenkt werden. Schinner war somit raus. Die Brauerei AG ist mittlerweile fest in der Hand von Maisel. Laut Bierregion Franken lässt die Brauerei AG ihr Bier bei Maisel brauen.
Na das ist ein Einstand für einen Biertest!
Mit ein paar Flaschen Aktien Zwick´l in der Hand geht es trotz der zweifelhaften Herkunftsfrage auf zum Schafkopfen. Über Aussehen (leicht ins Braun übergehend – unfiltriert), Schaumkrone (es ist ein Kellerbier, wer legt da groß Wert auf Schaum?) und Geruch (leicht würzig) muss man in dem Fall wenig sagen. Der Geschmack passt jedenfalls: Grundlage ist eine angenehm breite Malznote, zu der sich ein wenig Hefe-Säuerlichkeit und ein mildes Hopfenaroma gesellen. Ein ordentliches Zwick´l. Das Zweite hat diesen Eindruck bestätigt. Das Dritte ebenfalls. Nummer vier unterstrich nur die Süffigkeit … Welcher Brauer nun auch immer dafür verantwortlich zeichnet, er versteht sein Handwerk. Der Alkoholgehalt von 5,3% lässt auch nichts zu wünschen übrig. Wer die Gelegenheit hat, sollte es sich mal in Bayreuth selbst aus dem schicken Steingutkrug schmecken lassen.
Lecker ist es, so viel steht fest. Nur der Werbesatz auf dem Etikett der Flaschenrückseite nervt: „Die Herzen unserer Brauer schlugen höher, als sie in die Tiefen unserer Brauerei hinabstiegen, um durch Verkostung aus den Lagerfässern die Qualität und Reife unseres Bieres zu prüfen.“ Ein wenig weniger Pathos und Pochen auf handwerkliche Qualität stünden dem Zwick´l besser zu Gesicht.
Das ist allerdings der einzige Kritikpunkt meinerseits.
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