Heute geht es um ein Bier, das ich schon lange mal probieren wollte: das Kräußen Pils von der Becher Bräu in Bayreuth. Auf dem Etikett heißt es selbstbewusst: „vom Bayreuther Bräu“. Und tatsächlich ist das Becher Bräu mit seinem speziellen Charme ein Stückchen „Alt-Bayreuth“, weit weg vom Schickimicki-Gehabe der Besucher des grünen Hügels. Das Essen ist günstig, die Einrichtung urig, das Bier bemerkenswert, zumindest wenn es um das Kräußen Pils geht. Denn das ist alles andere als ein klassisches Pils: Zwar ist es hellgelb und schäumt durchaus auch, aber es ist eben naturtrüb. Und das widerspricht dem Charakter eines Pils eigentlich. Per Definition haben Pilsbiere ja klar, herb und nur wenig getreidig zu sein. Aber darum schert sich das Kräußen Pils nichts.
Auch den eindeutigen Hopfengeruch vermisst man hier. Stattdessen malzt es einen ums Näslein. Und was der Nase in dem Fall recht ist, ist dem Gaumen schon lange billig! Weich, leicht hefig kommt es daher. Würde man es verkosten, ohne zu wissen, was im Glas ist, käme man nie darauf, dass es sich um ein Pils handeln solle. Natürlich, Hopfen ist auch da, aber nur wo? Ganz unten, tief, irgendwo drin, ja … Ein wenig herb ist es schon auch. Liest man sich die Rezepturen für Pils-Biere durch, kann man dort bis zu vier Hopfengaben während des Würzekochens finden. Wenn es so ist, hat der junge Bräu vom Becher zwei oder drei davon vergessen, was nicht zum Schaden des Bieres ist. Im Gegenteil: Ich fand es sehr interessant und auch recht lecker.
Außerdem hat das Becherbräu nun tatsächlich auch ein eigenes Sudhaus. Vorher wurde ja der Sud angeliefert und nur im „Becher Bräu“ vergoren. Jetzt darf man mit Fug und Recht behaupten, wieder eine echte Bayreuther Brauerei zu sein. Wenn das mal keine gute Nachricht ist!
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