Zugegeben, in den letzten Wochen habe ich wieder mal viel zu viel über das Reinheitsgebot geschimpft. Dabei ist nicht alles schlecht … weder am Reinheitsgebot, noch daran, es in diesem Jahr ordentlich zu feiern. In der heutigen Kolumne will ich deshalb das Thema so weit wie möglich aussparen und über etwas ganz anderes reden: Rauchbier!

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Ich weiß nicht, ob euch das auch aufgefallen ist, aber es gibt in letzter Zeit immer mehr Rauchbier. Vielleicht täuscht mich meine Wahrnehmung ja, aber auf der letzten Brau Beviale hat das Will/Schederndorf Rauchbier einen Bierstern bekommen, am 26.02. wird das Knoblach/Schammelsdorf Rauchbier erstmalig angestochen und vor einiger Zeit stellte mir Gerhard Schoolmann vom Cafe Abseits eine Flasche von einem Hölzlein/Lohndorf Rauch vor die Nase. Gut, an dem Abend hatten wir uns nicht ausschließlich zum Verkosten neer Biere getroffen. Eigentlich ging es um die Bewerbungsreportage eines Jungjournalisten für die Deutsche Journalistenschule. Das Thema dafür war natürlich das Reinheitsgebot. Und wer Gerhard und mich kennt, weiß, dass wir uns da durchaus ein wenig ereifern können …. Aber wie gesagt, darum soll es heute nicht gehen, sondern um besagtes Hölzlein Rauch.

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Viel wusste Gerhard leider auch nicht über das Bier zu berichten. Und auf der Facebook-Seite der Brauerei Hölzlein in Lohndorf habe ich auch nichts über ein Rauchbier gefunden. Und die Homepage? Lassen wir das, denn was eine anständige fränkische Landbrauerei ist, die „blendet“ nicht mit einer superaktuellen Homepage, die überzeugt durch Bier und Schnitzel. Schließlich geht man deshalb „zum Heiner“. Was heißt, dass ich jetzt leider mit nicht viel Hintergrundinfos zum Hölzlein Rauch dienen kann. In den letzten Jahren tut sich in Lohndorf ja so einiges. Wie in Franken nicht unüblich gab es bei der Brauerei Hölzlein gefühlt seit ewig nur ein „Vollbier„. Seit den letzten Jahren ändert sich das langsam. Erst kam ein Bock dazu, der sofort positiv aufgenommen wurde. Dann ein Pils, das ebenfalls überzeugt hat, ein Dunkles, das ich leider verpasst hatte und das hoffentlich wieder gebraut wird. Und dann stand da an diesem Abend dieses helle, feintrübe Rauchbier mit 5,0 % vor mir. Hell, wie gesagt, was für Rauchbiere eher selten ist. Und was auf einen eher milderen Charakter schließen lässt – vor allem, wenn man das bekannte Schlenkerla Märzen als Referenz oder Maßstab nimmt. Hier müsste man dagegen eher das weniger bekannte Schlenkerla Hell zum Vergleich heranziehen. Denn das Bier riecht feinrauchig – und so schmeckt es auch. Dezent, fein geraucht … ja, man muss fast den schon ein wenig abgedroschenen Binnenreim „mit einem Hauch von Rauch“ bemühen. Aber der trifft es am besten. Der helle, spritzige Körper zeigt eine feine Citrusnote, an die sich das sanfte, helle Raucharoma langsam anschmiegt, es aber nie dominant verdrängt.

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Hat mir gut geschmeckt, muss ich so sagen … allerdings gibt es durchaus auch einen „klitzekleinen  Kritikpunkt“. Beim Namen „Rauch“ könnte mancher Biertrinker deutlich mehr Raucharoma erwarten. Da kommt es immer darauf an, welches Rauchbier man als Referenzaroma nimmt. Auf der anderen Seite kann man das mit dem sanften Raucharoma natürlich auch positiv sehen. Wer nicht mit diesem Bier „sozialisiert wurde“, der tut sich mit einem deutlichen Raucharoma oft schwer. Und solche Bierfreunde hätten am Hölzlein Rauch – wann immer es das Bier auch geben mag – im wahrsten Sinne des Wortes ihre helle Freude.