Heute werden wieder mal die European Beer Stars vergeben, in diesem Jahr auf der drintec in München – was mich mal wieder dazu bringt, ein Bier von einer Brauerei vorzustellen, die in den letzten Jahren regelmäßig den einen oder anderen Bierstern abgeräumt hat. Wenn man in der Brauerei Kundmüller sitzt, dann reihen sich da in Vitrinen bzw. an den Wänden die Auszeichnungen. World Beer Award, European Beer Star, Internationa Craft Beer Award … Schaut man sich die Liste der Auszeichnungen auf der Homepage der Brauerei an, dann könnte man schnell das Gefühl bekommen, dass alles, was die Gebrüder Kundmüller anpacken, preiswürdig wäre. Was wiederum die Latte für alle neuen Biere ziemlich hochhängt. Entsprechend kritisch schauen viele Biertrinker auf neue Biere wie das Weiherer Schwärzla und das Summer Ale.
Ich fange mal mit dem Schwärzla an, weil das momentane Wetter so überhaupt nicht mehr sommerlich sein mag. Wenn es draußen trüb und grau ist, passt ein dunkles Bier eher als ein sommerlich helles. Das Weiherer Schwärzla hat es dabei faustdick hinter den Ohren. Denn das Schwärzla ist sowas wie ein Wolf im Schafspelz. Beim Namen Schwärzla denkt man an ein klassisches fränkisches Dunkles, vielleicht auch die fränkische Variante eines Schwarzbiers.
Und dann klärt die Brauerei einen aus: Das Schwärzla ist ein Stout! Die Namenswahl ist gar nicht so unclever. Gerade auf dem fränkischen Land tun sich viele konservative Biertrinker mit neuen Bierstilen schwer – und das nicht mal, weils ie ihnen nicht schmecken würden. Der ungewohnte Name wirkt da wie eine Barriere, die die Brauerei Kundmüller mit dem eingängigen Namen Schwärzla umgeht. Also rein ins Glas und probiert …
Die Farbe ist wie zu erwarten schön dunkel, der Schaum cremefarben. Das erwartet man, egal ob man von einem Schwarzbier oder einem Stout ausgeht. In der Nase hat man Röstmalz und auch dunkle Schokoladennoten. Und in Sachen Geschmack? Da muss ich sagen, dass es einfach nur gut schmeckt! Ich weiß, ich bine in wenig voreingenommen bei der Brauerei, ich mag die Brauerei Kundmüller, kenne die Brauer … Aber am Schwärzla gibt es eigentlich nichts auszusetzen. Von Anfang an, eigentlich schon beim ersten Nippen, hat man einen schönen röstmalzigen und schokoladigen Start. Dann schieben sich zur dunklen Schokolade noch feine Kaffeenoten ins Spiel. Dazu mischt sich noch eine ganz dezente Citrusnote, die das Bier nicht so schwer wirken lässt. Nicht zu süß, nicht zu bitter, vollkommen ausgewogen. Vollkommen rund und mit seinen 5,3 % nicht zu stark. Gibt es ein „aber“? Vielleicht ein kleines: Das Mundgefühl ist angenehm, passt zu einem fränkischen Dunklen bzw. zur fränkischen Variante eines Stouts, den Bierstil gibt es aber auch deutlich cremiger. Wer sein Stout gerne so mächtig möchte, dass „der Löffel drin stehen könnte“, könnte bemängeln, das Schwärzla sei zu schlank. Aber auch nur die. Der Rest trinkt’s und ist glücklich, egal ob man es nun als Stout oder als Dunkles trinkt.
Beim zweiten Bier des heutigen Doppeltests würde sich der Urfranke ein wenig schwerer tun. Versteckt das Schwärzla seinen „Craftcharakter“ noch ein wenig, zeigt ihn das Summer Ale klipp und klar: „Schau her, ich bin so ein neues Craftbier! Probier mich!“ Und da liegt ein kleines Problem, zumindest im Moment. Denn wer jetzt gerade in Weiher in Der Brauerei sitzt, der hat die Auswahl zwischen dem Fat Head IPA, dem Weiherer IPA und dem Summer Ale. Der Craftbeer-Nerd jubelt und bestellt sich die Biere in aufsteigender Stärke nacheinander (die ganz „nerdigen“ auch gerne parallel). Der Craftbeer-Neuling oder der Neugierige ist von so vielen Ales schnell überfordert. Das wäre so, als stünden plötzlich drei verschiedene Pils derselben Brauerei auf der Karte. Das ist der deutsche Biertrinker nicht gewohnt. Gut, dass die Brauerei ihre Biere auf der Karte umfangreicher beschreibt. Das macht die Auswahl einfacher.
Das Summer Ale ist orangefarben und mit 5,2 % nur wenig leichter als das Schwärzla. In der Nase fallen Pinien- und Karamellnoten auf. Auch auf der Zunge hat man ein ähnliches Spiel. Der Malzkörper ist voll, zeigt Honig, Karamell, Toast … Das passt zu den Hopfennoten nach Pinie/Kiefer und Kräutern. Malz und Hopfen sind da ausbalanciert.
Allerdings denke ich bei einem Summer Ale mehr an tropische Früchte, an Mango, Papaya, Melone, Orange … Und die kommen mir persönlich bei diesem Bier zu kurz. Oder sagen wir es so: Für ein „Summer“ Ale kommen mir diese Aromen zu kurz, für mich wäre das Summer Ale eher ein Autumn Ale mit seiner orangen Farbe, Karamellaromen, Fichten- und Pinienaromen. Ein nettes Pale Ale, nicht schlecht und gut trinkbar. Und so langsam passt das Wetter auch dazu. ;-)
P.S.: Übrigens hat die Brauerei Kundmüller auch dieses Jahr bei den Beer Stars wieder gewonnen: einen Bierstern in Gold für das beste Rauchbier und einen in Silber für ihr helles Weizen. Herzlichen Glückwunsch!
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