Reden wir mal über Widersprüche! Denn unlängst wurde ich darauf hingewiesen, dass der Begriff „ein fränkisches Pils“ eigentlich ein Widerspruch sei. Und das stimmt. Pils hat bitter zu sein, aber der Oberfranke vor allem mag sein Bier lieber malzig und süß. Aber das ist nicht der einzige Widerspruch, mit dem man als Franke umgehen können muss. Ich war zum Beispieletzthin mal mit Amerikanern auf dem Kreuzberg bei Hallerndorf. Da gibt es drei Bierkeller und ein Kirchlein – soweit kein Widerspruch. Also waren wir auf unserer Kellertour unter anderem auf dem Lieberth-Keller. Soweit auch kein Widerspruch. Auf dem Lieberth-Keller gibt es das Lager vom Fass. Auch kein Widerspruch. Alle mitgereisten Amerikaner bestellten sich brav das Lagerbier vom Fass. Und was bestellt der einzige Franke, der dabei ist – also ich??? Ein Pils aus der Flasche. Ein Widerspruch par excellence: Ein geborener Oberfranke, der auf einem fränkischen Keller ein fränkisches Pils bestellt. Dass scheint es nicht oft zu geben, denn die freundliche Wirtin hat erst mal im Keller nachsehen müssen, ob sie überhaupt ein Pils hat. Hatte sie. Und ich konnte ein Bier testen, das mir noch gefehlt hatte.
Und damit kann ich den Widerspruch von eben gerade auflösen. Denn das Lieberth-Pils ist … kein Pils! Also schon irgendwie, aber eigentlich auch nicht. Nicht, weil es nicht wie ein Pils aussähe. Denn das tut es zweifelsohne. Aber schon beim Geruch hat man mehr Stroh-Aromen als echte, grasige Hopfigkeit. Und dann erst auf der Zunge: Ein wenig süßmalzig, hier udn da ein wenig blumig und auch zitronig … Da hat man kurz eine Assoziation mit einem Radler, nur nicht ganz so süß. Bittere? Ja, Bittere ist sozusagen der große Fehler dieses Biers, wenn man überhaupt von einem Fehler sprechen kann. Bittere hat es nämlich nahezu gar nicht. Oder sie versteckt sich hinter der malzigen Süße. Mit der Zeit kommt das Hopfenaroma deutlicher. Aber die Bittereinheiten wollen sich nicht einstellen.
Und deshalb mag ich dieses Pils. Eben, weil es KEIN Pils ist. Schließlich bin ich ja Oberfranke. Und als solcher mag ich kein klassisches Pils. Im Umkehrschluss muss ich demnach jedes „Nicht-Pils“ richtig mögen. Und das tue ich bei diesem süffig erfrischenden Lager. Ein wirklich nicht unleckeres Bier. Das lässt sich auf dem Keller lässig süffeln. Nur eins darf man nicht: ein klassisch herbes bis bitteres Pils erwarten. Dann wäre man enttäuscht. Aber das will hier ja eh kaum einer …
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