Die Gasthausbrauerei Geyer in Oberreichenbach ist auch so eine Brauerei, die mir bisher nicht so viel sagte. Das änderte sich dann im letzten Jahr, als ich auf der Beviale die Liste der European Beer Star-Gewinner durchging. Beziehungsweise auch da fiel es mir noch nicht so auf – nicht so wie die anderen Gewinner von Brauereien, die ich schon besser kannte. Jedenfalls dachte ich mir danach: Die Brauerei Geyer musst du dir auch noch genauer anschauen. Als ich dann letzthin durch ein paar Getränkemärkte gestreift bin, war genau das Rotbier gerade ausverkauft. Na gut, dachte ich mir, schaue ich mir halt erst mal die anderen Sorten an. das Rotbier wird mir schon nicht weglaufen.

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Deshalb gibt es heute das Oberreichenbacher naturtrübe Hausbräu. „Hausbräu“ ist ein manchmal missverständlicher Begriff. Schließlich kann er drei verschiedene Biere bezeichnen:

1) Selbstgebraute oder auch hausgebraute Biere. Nicht selten benennen Haus- und Hobbybrauer so ihre zuhause selbstgebrauten Biere: Hausbräu eben.

2) Klassisch kann ein Hausbräu ein in einem Kommunbrauhaus gebrautes und dann zuhause vergorenes und gelagertes Bier bezeichnen. Die „Hausbrauer“ waren – kurz gesagt – früher brauberechtigte Personen ohne eigenes Brauhaus. Mit der Änderung steuerlicher Regelungen ist dieser Begriff veraltet. „Hausbräu“ steht bisweilen heute noch auf Etiketten, die an diese Tradition erinnern.

3) Unter einem Hausbräu kann man auch so etwas wie die „Haussorte“ einer Brauerei verstehen. Früher gab – und hier und da auch heute noch gibt – es gerade in kleinen Gasthausbrauereien nur eine Sorte Bier, die sich zudem häufig auch nicht einem bestimmten Bierstil zuordnen ließ. Es gibt im Gasthaus halt das entsprechende Hausbräu.

4) Manchmal bezeichnet man als Hausbräu oder Hausbier auch ein „einfaches“ Bier, das man ähnlich wie bei einem Kommunbrauhaus bei einer gewerblichen Brauerei in Fässern (oder als unetikettierte Flaschen) direkt bei der Brauerei an einem besonderen Tag abholen kann.

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Das gilt wahrscheinlich auch für das Oberreichenbacher naturtrübe Hausbräu. So genau kann man das aber nicht sagen, weil die Homepage der Brauerei leider nichts übers Bier sagt. Und auch die Facebook-Seite des Brauereigasthofs legt ihren Akzent mehr auf „Gasthof“ als auf „Brauerei“. Naja, sei’s drum.
Auf dem Etikett steht „Das Bier auf seine ursprüngliche Art und Weise“. Das passt zu einem naturtrüben Kellerbier, weniger edoch zum verwendeten Hopfenextrakt. Der ist bei vielen (auch kleineren) Brauereien zwar mittlerweile gang und gäbe, „beißt sich“ meiner Meinung jedoch ein wenig mit dem Anspruch von Ursprünglichkeit – zumal im Superlativ.

4,9 % Alkohol hat das feintrübe, hellgelbe Bier. Der Geruch ist angenehm hefig, der Geschmack ist „spritzig“. Angenehm in der Hefe, das ließ die nase schon vermuten. Dazu kommt eine deutliche Hopfennote. Für ein fränkisches Kellerbier ist es gut gehopft und bierig herb. Der Körper geht eher in Richtung schlank, das Aroma pendelt zwischen gtreidigen Noten und blumigen Citrus-Aromen. Mehr ein Keller-Pils als ein Kellerbier? Jedenfalls ist es nicht anstrengend, im Gegenteil! Eher ein „Easy-Going-Biergarten-Bier“, dank des Hopfenaromas und des schlankeren Körpers ein „Durstlöscher“. Interessant, wirklich interessant. Auch, wenn ich mir unter einem naturtrüben Hausbräu bisher eher etwas anderes vorgestellt hatte. Aber wie gesagt: „Hausbräu“ kann viel bedeuten.