Ich weiß nicht, wie es euch so geht, aber mir kommt es grade so vor, als würde die Welt durchdrehen. Terrorangriffe und Amoklauf, Putsch in der Türkei – Und alles in einer so raschen Folge, dass ich jedesmal, wenn ich mir denke, heute schreibe ich wieder mal ein Bier des Tages, am Ende doch wieder am Smartphone hänge und schockiert bin. Und von einem Artikel zum nächsten klicke. News-süchtig. Ich könnte mich ja mit einem guten Buch und einem noch besseren Bier in den Liegesessel fläzen und das ganze turbulente Weltgeschehen einfach seinen Gang gehen lassen. zumindest empfiehlt das ein sz-Artikel, über den ich gerade gestolpert bin.

Also wird der tägliche Unglücks-News-Feed jetzt mal abgeschaltet und an etwas Schönes gedacht. Sommerferien zum Beispiel. Die stehen ja vor der Tür und das Wetter – noch so ein Thema, aber ich will jetzt nicht mit den ganzen Unwetterkatastrophen im Land anfangen – passt zumindest heute. Und bevor das nächste Unwettertief übers Land zieht, schaue ich mir mal ein neues Sommerbier an.

Summer Ale

Das heutige Bier des Tages hört auf den Namen Summer Ale und kommt vom Brauhaus Binkert. Die 0,33er Flasche mit dem schicken Craft Beer-Design bedeutet einen kleinen „Umbruch“ beim Brauhaus Binkert. Denn das Craft Beer, das bisher aus Breitengüßbach kam (Mainseidla Porter, Mainseidla Amber Spezial), wurde wie auch die Sorten Original und Kellerbier in 0,5er Euro-Flaschen abgefüllt und mit den einheitlichen Mainseidla-Etiketten versehen.

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Das Label „Mainseidla Craft“ scheint da die neue Craft Beer Linie zu begründen. Cool, gefällt mir. Und noch mehr gefällt mir der Inhalt der Flaschen. Dass Jörg Binkert Bier brauen kann, ist ja kein Geheimnis, weshalb diverse Craft Beer Brauer auf seine Kompetenz und seine Brauanlage zurückgreifen und in Zusammenarbeit mit ihm ihre Biere auf den Markt bringen. Das eigene Summer Ale kommt von den „technischen Werten“ eher zurückhaltend daher. 12,5 % Stammwürze, 5,2 % Alkohol und nur 30 Bittereinheiten sind im Craft Beer Bereich wirklich „dezent“. Aber sie sind auch ein angenehmer Kontrapunkt zu all den IPAs, die nach dem Motto „schneller, höher, weiter, mehr“ gebraut werden. Auch bei den Hopfensorten geht es nicht so wild zu: Cascade, Hallertauer Mittelfrüh und Herkules sind eine interessante und schmackhafte Mischung, zeigen aber auch hier Zurückhaltung. In der Szene setzt man ja sonst ständig auf neue und immer exotischere Hopfensorten. Da ist Cascade fast schon ein „Hopfen-Opa“.

 

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Das macht aber nichts. Im Gegenteil. Das goldene Pale Ale riecht schön hopfig-fruchtig. Und es läuft! Die Fruchtaromen sind nicht übertrieben, aber deutlich da. Die Hopfenmischung schafft ein blumiges, fruchtiges Aroma mit Anklängen von Maracuja und Südfrüchten – und verbindet sich mit der Honignote des Malzes zu einem richtig runden Bier. Die 30 Bittereinheiten passen auch gut dazu: Mehr IBU wären zu viel, weniger würden das Bier zu süß wirken lassen. Überhaupt gibt es an dem Bier wenig auszusetzen, genaugenommen fällt mir grade gar nichts ein. Dafür ist mir etwas anderes aufgefallen: Das Summer Ale spricht mit seinem ausgewogenen Charakter Craft Beer Fans genauso wie traditionelle Biertrinker an. Zumindest war es der Renner in der Craft Beer Bar, die ich mal anlässlich eines Firmenjubiläums „gehostet“ habe. Und das bei einer „Konkurrenz, die sich sehen lassen kann!

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Wer also ein klein wenig „craft-affin“ ist und ein nettes Sommerbier sucht, mit dem man mit einem guten Buch in der Hand all die turbulenten und schockierenden Nachrichten der letzten Zeit vergessen kann, sollte nach Breitengüßbach pilgern.

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Ich werde mir jedenfalls demnächst noch mal mehr davon holen müssen …