Ich hätte ja in meinem Testpool noch ein paar fränkische Pilsner liegen, aber ehrlich gesagt habe ich keine Lust! Denn sagen wir es mal ehrlich: viele Pilsner wirken trotz Premium-Etiketten recht lieblos. Ich will nicht unbedingt schreiben, sie wirkten billig. Aber irgendwie schon. Und letztlich verkauft sich die Masse der Biere in Deutschland über den Preis! Was im Supermarkt um die Ecke im Angebot ist, das nimmt man mit. Und irgendeine Kiste Premium-Bier ist immer im Angebot. Allerdings kann man für den Preis einer Kiste Bier auch nur eine einzelne 0,75er Flasche Brandmeier Amber Pale Ale kaufen.
Für die Flasche Craft Bier habe ich acht Euro neunzig gezahlt. Das macht einen Literpreis von nicht ganz zwölf Euro! Für den Preis bekommt man bei diversen Supermärkten von den „üblichen Verdächtigen“ das Zehnfache an Menge!
Das ist schon mal ein Wort! Eine Flasche aus der Gourmet Edition des Brauhauses Brandmeier für knapp den Preis einer Kiste Warsteiner, Bitburger und Co!
Geht das? Ist das gerechtfertigt??? Für das Amber Pale Ale sprechen die verwendeten Hopfen: Summit und Simcoe prägen beim Amber Pale Ale Edition 1 das Aroma. Bei den „Durchschnittspilsnern sind es zumeist Herkules oder Magnum, beides eher Bitterhopfen als echte Aromasorten. Anders dagegen beim Amber Pale Ale. Das wird mit zwei Hopfensorten veredelt, die zwar auch anständig viel Alphasäure haben, aber eben auch mit exotisch fruchtigen und „waldigen“ Aromen überzeugt.
Da gehen die Punkte für Geruch und Geschmack eindeutig an das Amber Pale Ale. Denn durch eine ausgefeilte und vor allem überschwängliche Aromatik zeichnen sich die Premium-Biere nicht gerade aus. In Sachen Alkohol ist müsste der Punkt dagegen an die Fernsehbiere gehen. Immerhin liegt das Amber Pale Ale mit seinen 5,2 % nicht sehr über dem Alkoholgehalt eines typischen Pilsners. Und davon bekommt man eine ganze Kiste voll.
In Sachen Optik vergebe ich mal keinen Punkt. Da unterscheiden sich die Biere zu sehr. Das satte und durchaus sehenswerte Bernstein-Kupfer des Amber Pale Ales gefällt mir. Wie bei großen Flaschen, die ne Zeit gestanden haben, üblich, sind die ersten Gläser eher klar, dann wird’s ein wenig trüber. Das Durchschnittspils bleibt von Anfang an klar. Jede Flasche. Jede Kiste. So definiert man in solchen Brauereien Qualität. Aber gehen wir zurück zur Aromatik. Denn darum geht es letztenendes: Schmeckt das Bier? Oder schmeckt es nicht! Sagen wir es kurz: Es schmeckt! Maracuja, Citrusfrüchte, eine schöne, leichte Malzsüße und eine nicht zu übertriebene Grapefruit-Bittere … das passt alles zusammen. Das trinkt sich nett, nicht zu anstrengend, … Ich würde ja fast sagen, es wäre ein „Alltags-Pale-Ale“! Es wäre, wenn da nicht der satte Preis wäre. Zwar bekommt man handwerkliche Braukunst, die wie gesagt gut schmeckt und dem Einheitsbrei der Einheitsbiere weit überlegen ist, aber … NEUN Euro sind ein Wort für so ein Bier. Die kann man sich leisten und dafür eben keine Kiste wegsüffeln. Weniger ist mehr! Der Hausarzt wird darüber glücklich sein. Aber man erreicht mit solchen Bieren nur eine sehr begrenzte Käuferschicht. Eine Veränderung weg von Einheitsaromen und günstigen Rohstoffen hin zu wertiger Braukunst mit Geschmack schafft man so nicht. Da setzt man eher kleine Nadelstiche. Aber die Anzahl der Brauereien im Land wächst, gerade weil sich kreative Brauer mit solchen Bieren ihre Nischen suchen. Aus ein paar Nadelstichen könnte so eine Art „Ganzkörperakkupunktur“ werden. Vielleicht hilfts ja was?
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