Dass unfiltrierte Biere “Trend” sind, habe ich ja schon öfter geschrieben. Ähnlich verhält es sich mit besonderen Flaschenformen. Große Brauereien gehen da rigoros den Weg zur Individualflasche, die von anderen Brauereien nicht mehr gefüllt werden kann. Relief-Flaschen mit dem Brauereischriftzug oder besondere Flaschenformen sind da momentan en vogue. Mittlerweile sollen bis zu einem Drittel der im Umlauf befindlichen Flaschen nicht mehr von anderen Brauereien befüllt werden können. Landen diese Flaschen bei der falschen Brauerei, muss diese über lange Wege und für teures Geld “zurücktauschen”.
In Franken sind die Individualflaschen noch eher selten. Leikeim hat eigene Relief-Flaschen mit Bügelverschluss zum Beispiel und auch das Tucher Crown findet sich in einer Flasche, die nur von Tucher genutzt werden kann. Die Mehrheit der Brauereien nutzt aber ganz “normale” Pfandflaschen wie die NRW- oder die Euro-2-Flasche, die untereinander getauscht werden können. Wenn es denn bei einer Bierneuheit oder einer Spezialität etwas Besonderes sein soll, greift man gerne auf eine Bügelverschlussflasche zurück, die dann häufig nich auf der eigenen Anlage gefüllt wird. Große Lohnabfüller, die unter anderem Bügelverschlussflaschen füllen und verschließen können, sind in Franken zum Beispiel die Brauerei Kaiser in Neuhaus, die Brauerei Rittmayer in Hallerndorf und die Brauerei Göller in Zeil am Main.
Im Sortiment des Brauhauses Höchstadt an der Aisch ist das Zwick’l wohl auch so etwas wie eine Spezialität. Zumindest schickt man es als einzige Sorte in eine Bügelverschluss-Flasche.
Im Falle des Höchstädter Zwick’l tippe ich mal auf das Rittmayer Abfüllzentrum in Hallerndorf als Lohnabfüller. Die Kombination aus Datum (seit 2014 mit zweistelliger Jahreszahl) und einer darunter liegenden vierstelligen, durch einen Doppelpunkt getrennten Nummer (wohl die Abfüllzeit?) in Verbindung mit einem Buchstaben findet sich auch auf Rittmayer-Etiketten wieder. Wobei man jetzt nicht gleich mutmaßen darf, dass das Bier auch dort gebraut werde. Das eine hat nicht zwangsläufig mit dem anderen zu tun.
Das Zwick’l vom Brauhaus Höchstadt a.d. Aisch ist ein bernsteinfarbenes, leicht-trübes Bier mit 4,8 %. Der Geruch ist deutlich malzig-getreidig und zeigt schon eine kernige, leicht röstige Note. Vom geschmack her fand ich das Bier ganz ordentlich: Malzig, fruchtig von der Hefe im Antrunk, dann wird es ein wenig brotiger, kerniger mit deutlicheren Röstaromen und einer zunehmenden Trockenheit. Es ist kernig, ohne zu kantig zu sein, ein ordentliches Brotzeitbier mit einem schönen, getreidig-trockenen Nachhall. Ja, das gefällt mir – und eigentlich ist es mir dann auch egal, in welcher Flasche es daherkommt. Wenn das Bier passt, ist mir das besondere “Plopp-Erlebnis” eigentlich wurst.
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