Ist euch was aufgefallen? Das wird schon wieder sowas wie eine Craftbier-Woche. Hatte ich so eigentlich gar nicht geplant, aber warum nicht? Sonntag ein Weizen mit Eichenholzweizenrauchmalz, Montag ein Bier mit Kaffee-Aromatik, Dienstag ein hopfengestopftes Imperial Lager, gestern ein Saison …
Alles neue Bierstile. Zumindest neu für Franken (oder für Deutschland), denn eigentlich ist ein Saison z. B. überhaupt nicht neu – bestenfalls die Interpretation desselben mit modernen Hopfen. Das heutige Bier des Tages ist für „unsere Verhältnisse“ auch neu. Aber eben auch nur für unsere Verhältnisse. Denn in England kann das Porter (oder auch der Porter, der Duden lässt beide Varianten zu) auf eine Geschichte bis ins 18. Jahrhundert zurückblicken. Und auch in Deutschlands Norden war dieser obergärige Bierstil im 19. Jahrhundert recht populär.
Erst mit der (politisch gewollten) Fixierung auf das Reinheitsgebot und die untergärige Brauweise gingen die (meist nord-)deutschen Pale Ales und Porter zurück. Die billigere (und zum Teil auch bessere) englische Konkurrenz sollte mit ihren nicht nach dem Reinheitsgebot gebrauten Bieren vom deutschen Biermarkt ferngehalten werden. Wenn der Bierstil Porter jetzt an Popularität gewinnt, dann ist es auch für Deutschland so eine Art „Wiederentdeckung“. So „richtig neu“ ist so ein Porter höchstens für uns Franken.
Vielleicht gab es auch deshalb auf der Beviale am Stand des Instituts Romeis ein Porter: Man wollte zeigen, was Bier alles kann und in welche Richtung man mal bei einem neuen Rezept denken kann. Auf zu neuen, alten Ufern sozusagen.
Der Schaum vom Porter hat eine schöne Creme-Farbe. Dazu ist das Bier dunkelbraun, wie es sich gehört. Der Geruch zeigt deutliche Schokoladennoten. Und beim Geschmack zeigt sich dieses (oder dieser) Porter richtig … fein, ja fast schon elegant edel. Versteht mich nicht falsch, aber bisher war das (oder der; Duden, ihr wisst schon) Porter für mich eher ein herbes, „raueres“ Bier. Eben eines für die Lohnträger (engl. Porter), deren Lieblingsgetränk das Bier gewesen sein soll. Aber der (oder das … oder wie auch immer) Porter von der Versuchsbrauerei des Instituts Romeis ist eher schön vollmundig malzig, dunkel bis in die deutlichen Röstnoten des Abgangs hinein. Das ist fast schon eher filigran als schwer und behäbig. Die Schokoladennoten, die feine Säure, die Hefe-Fruchtester … ganz ehrlich: Gut gemacht! Mehr muss man dazu nicht sagen. Gibt es etwas zu kritisieren? Nun ja, man könnte mehr Fruchtester haben, vielleicht auch mehr Hopfen einsetzen. Was allerdings zulasten der Eleganz dieses Bieres ginge. Und wer sich mit Biergeschichte beschäftigt, könnte einwenden, ein Porter wäre früher deutlich stärker gewesen. Allerdings waren die Vergärungsgrade damals auch niedriger. Und nicht jedes neue Bier muss gleich wieder bockstark daherkommen. Ich sage nur: filigran und elegant!
Bleibt die Frage nach dem „Mehrwert“. Braucht es deutsche, bayerische oder fränkische Porter? Oder reichen uns die dunklen Lagerbiere oder die Schwarzbiere nicht aus? Da kann man geteilter Meinung sein. Wir haben gute Lagerbiere mit schönen Röstnoten. Aber ein obergärig vergorenes Bier kann dazu noch Fruchtester ins Aromenprofil einbringen. Und dann sind ja manche Porter auch noch deutlicher gehopft als die deutschen Dunklen. Insofern ist es schön, dass mit der Craftbier-Bewegung Biere zurück auf den heimischen Markt kommen, die da auch in der Vergangenheit heimisch waren. So „neumodisch“ wie mancher Traditionalis tut, sind die Biere ja nicht …
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