Es gibt Sachen, die sind sozusagen allgemeiner Konsens. Sowas wie allgemeingültige Weisheiten, die man nicht infrage stellt. Dass man generell (den seltenen Fall eines Frühschoppens mal ausgenommen) kein Bier zum Frühstück trinkt zum Beispiel. Weil bier eben nicht zum Nutella-Brot passt. Und zu Kaffee und Kuchen auch nicht – also mehr zum Kuchen, weil Bier zum Kaffee ja alleine schon ziemlich doof wäre. Aber warum ist das eigentlich so? Warum soll Bier nicht auch zu Kuchen passen? Oder zum Nutella-Brot? Es muss ja kein Pils sein, es gibt ja auch so Biere wie das Vanilla Hazelnut Porter (bzw. den Vanilla Hazenut Porter, ihr erinnert euch, der Duden lässt beide Artikel zu) von der Pax Bräu aus Oberelsbach.

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Das Bier wurde nicht nur mit ordentlich Haselnuss und Vanille, sondern auch in Kooperation mit der Sternbräu in Albertshofen gebraut. Ein Bier mit Vanille und Haselnuss? Naja, streng genommen ist dieses (oder dieser, Duden) Porter ja auch kein Bier. Steht ja auch so auf dem Etikett.

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Im Glas macht diese Braukreation, die ich trotz aller gesetzlicher Einwände der Einfachheit halber Bier zu nennen gedenke, eine gute Figur. Schön braun, trüb und mit hübsch cremefarbenem Schaumkrönchen steht es da … und verbreitet ein nussig-malziges Aroma. Oha! Was mag einen da erwarten? Ein sehr interessantes Bier, so viel kann ich gleich vorweg verraten. Der Antrunk ist porterhaft, die Haselnüsse setzen auch gleich ein, füllen den Bierkörper auf. Röstnoten, Brotrinde und Haselnüsse füllen den Mundraum, schwenken in Richtung porterhafte Bittere, die von Hopfen begleitet wird und in einen Vanillenachhall mündet. Ein Vanillearoma ist ja so eine Sache – die hat man häufig bei holzgelagerten Bieren zusammen mit der Eichenholznote. Und da kann sie auf die Dauer anstrengen. Hier aber kommt sie weich daher, verbindet sich mit der Haselnuss und dem Karamell vom Malz. Vielleicht ist das mehr Hanuta als Nutella …

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Jedenfalls ist es interessant und würde sich dank Moccaanklängen durchaus auch zum …. nein, ich schreibe jetzt nicht, man könne dieses Bier auch zum Frühstück trinken. Früh morgens sollte man keinen Alkohol trinken. Jedenfalls nicht, wenn man den restlichen Tag noch etwas vorhat. Und vor allem nicht, wenn das Bier (wie das oder der Vanilla Hazelnut Porter) mit 6,1 % bockstark daherkommt! Zum „echten Bock“ fehlen ihm o,6 % Stammwürze – und vielleicht ein wenig mehr Süße. Aber das macht nichts, im Gegenteil! Die Karamell-, Röst- und Hopfenwürze würde das Bier durchaus als Begleiter zur einen oder anderen Süßsspeise bzw. zu Kuchen oder Torte empfehlen. Die sollten nur nicht zu mächtig sein, um die Vanille nicht zuzukleistern. Ob man es so trinken mag, ist im Falle des Vanilla Hazelnut Porters tatsächlich Geschmackssache. Der eine mag die Vanillenote, der andere könnte sie anstrengend finden. Mir gefällt das Ergebnis!