Wenn es um Bier und die Fastenzeit geht, dann kommt man nicht umhin, die Geschichte vom Fastenbock und dem Papst zu erzählen. Die geht in der Kurzform so: Da Flüssiges das Fasten nicht bricht, hielten sich die Mönche nördlich der Alpen zwischen Aschermittwoch und Osternacht an diverse Starkbiere – und zwar so sehr, dass ihnen selbst Zweifel kamen, ob so eine genüssliche Völlerei überhaupt fastenkonform sein könne. Um nun jeden Zweifel auszuräumen, schickten sie ein Fass ihres Fastentrunks gen Rom, auf dass der Heilige Vater ihnen seinen Segen dazu schenke. Da so eine Romreise über die Alpen in alten Zeiten mit Pferdefuhrwerken und Lasteseln recht lang gedauert haben und die Temperatur im sonnigen Italien für Bier viel zu heiß gewesen sein dürfte, soll das Bier verdorben beim Heiligen Vater angekommen sein. Aber selbst, wenn das Bier nicht umgeschlagen wäre, hätte es die lange Zeit im Holzfass stark verändert. Und aufgrunddessen soll jener, nachdem man ihm einen Schluck von dem nun ungenießbaren Fastenbock vorgesetzt habe, angewidert ausgerufen haben: „Wenn sie solcherart Buße tun wollen, so sei es ihnen gestattet!“ Oder so ähnlich …
Ich komme da nur drauf, weil so mancher Biertrinker heute ähnlich schaut wie der Ponifex Maximus weiland, wenn man ihm eine „craftige Interpretation“ eines Bockbiers vorsetzt. „Viel zu fruchtig!“, hört man bei hopfengestopften Böcken; „Viel zu bitter!“, wo sich Bock und IPA treffen; und dort, wo der Bock im Eichenholz gelagert wurde, fehlen den meisten traditionellen Biertrinkern schlicht die Worte – oder sind sich uneins, wie man so ein Bier bewerten soll.
Das dürfte beim Eichen-Bock von der Staffelberg Bräu in Loffeld nicht anders sein. Die Staffelberg Bräu ist ja eher für ihre preisgekrönten hellen – und vor allem ganz klassischen – Bockbiere bekannt. Mit ihrer kleinen Sonderserie „Loffelder Bierreise“ entführt die Staffelberg Bräu ihre Kunden immer wieder in neue und für die Region ungeschmeckte Bierstile: Champagner-Hefe, hopfengestopfte Biere, Ales … Und wie gesagt, mittlerweile auch ein im Eichfass gelagerter Bock.
Nun ist so ein holzgelagerter Bock alles andere als einfach zu trinken. Was Wein-, Whisky- oder Sherry-Trinker schon gewöhnt sind, nämlich dass das Holz Aromenstoffe an das Getränk abgibt, ist beim Bier bisher unüblich gewesen. Bier hat nach Bier zu schmecken und eben nicht nach Holz, Vanille oder Taninen – zumindest, wenn man traditioneller Biertrinker ist. Dann kann es sein, dass man die Mischung aus Karamell, Holzaromen und Trockenfrüchten ungewohnt findet. Vor allem auch, weil auch der Eichen-Bock schon ein wenig „daab“ im Glas liegt. Fasslagerung und Spritzigkeit gehen in der Regel nicht Hand in Hand. Und auch die phenoligen Anklänge mag nicht jeder Biertrinker. Und so wundert es nicht, dass bei so einem Bier mit immerhin satten 11 % Alkohol, die man übrigens auch schmeckt und spürt, nicht jedermanns Sache ist. Auf ratebeer und untapped sind sich die Bierfans uneinig. Aber wie steht so schön auf dem Etikett:
Definitiv kein Bier für Heulsusen
Womit ich jetzt nicht gesagt haben will, dass jener Papst in alter Zeit, dem so ein fassgelagerter Bock zu heftig gewesen sein soll, eine solche Heulsuse gewesen wäre … ;-)
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