Eigentlich …
Also eigentlich wollte ich als Bier Nummer 400 im nebenstehenden Register – sozusagen zur Feier des Tages – ein prämiertes Dunkles vorstellen. Wobei ich eigentlich auch angesichts des plötzlich schneeweißen Bambergs noch ein Winterbier in petto hätte. Aber so ein „eigentlich“ braucht immer auch ein „aber“, ohne geht das nicht. Und wenn ich jetzt ein Winterbier beschreibe, ist ein paar Stunden der Schnee wieder geschmolzen – wie beim letzten Mal. Und mein Nachwuchs schaut mich ganz böse an, weil ich wieder schuld war, dass es mit dem Schlittenfahren nichts wurde. Und prämierte Dunkle kann man zum 500. Bier auf Bier des Tages auch noch vorstellen, aber … und jetzt kommt „das Aber“ zum „Eigentlich“ … aber ich war gestern in Untergreuth beim Büttner. Alleine das wäre es schon wert, eine Kolumne darüber zu schreiben. Allerdings hat der gestrige Abend mal wieder mit einem Vorurteil aufgeräumt:
„Der Franke ist ein Stoffel, unfreundlich und maulfaul!“
Das hören wir Franken doch immer wieder von Nichtfranken, egal ob aus dem Süden oder Norden, oder? Unfreundlich wären wir, unkommunikativ, schlicht ein komischer Menschenschlag. Und jeder Nichtfranke kennt genügend unfreundliche Bedienungen („Was zäm Dringgen? Na, gibbds nedd! …), schimpfende Städter („Däs is fei ka Radweech! Fahr haldd auf deä Schdrass, Doldi!“), redemüde Dörfler („Entschuldigen Sie, ist der Platz noch frei?“ – „Hmmoah“) und noch viele andere Beispiele. Aber (schon wieder ein „aber“) das trifft das Wesen des Franken kein bisschen!

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Gestern beim Büttner in Untergreuth zum Beispiel. Die Bedienung trotz einer gerappelt vollen Wirtschaft freundlich, nicht gestresst und hilfsbereit („Die Rouladen midd am oddä zwaa Glööß?“ „Wie groß sin sa denn?“ „Naja, Sie pack’n scho zwaa …“). Der Tischnachbar redselig („Is fei jetzt scho schö, dass in die Wäddschafdn nümmä geraachd werdd, grad midd die Kinnä … Unnere is ja jetz scho groß, abbä midd ie Glann isses scho bessä…“) und spendabel zum auch am Tisch sitzenden Nachwuchs („Maggsdd a Bommes? Ja? Naa, mussd nedd Dangge sang, is ja bloß a Gutzerla …“).

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Das Essen war gut, das Bier ist eine Welt für sich: Helle, fein, klar in der Optik. Im Geschmack gut, einfach nur gut. Also was muss ein gutes Bier können? Muss es besonders malzig sein, besonders citra-, aroma oder bittergehopft? Besonders mild? Besonders stark? Oder muss es einfach so sein, dass man nach dem ersten gleich noch eins will … und ohne weitere Bestellung bekommt! Denn das erste leere Glas bedenkt die Bedienung noch vor einer eventuellen Order mit einem neuen vollen! Und erst ab dem zweiten oder dritten fragt sie vorsichtshalber mal nach. Aber nur bei den Auswärtigen, schätze ich. Man kennt ja seine Pappenheimer. Es läuft aber auch, das Untergreuther Bier, weil es doch eher mild ist. Beim ersten Schluck meint man noch einen hopfenherben Abgang zu spüren, der aber später auf wundersamme Weise wie weggeblasen ist. Dafür einfach nur noch Bier, ein helles, wie es sein soll. Angenehme Restherbe, weicher Körper, unendliche Süffigkeit, eines der feinsten Hellen, die ich kenne! Und das sind immerhin jetzt alleine auf Bier des Tages 400 Biere!
Zurück aber zur Freundlichkeit beim Büttner, die der Süffigkeit des Bieres in nichts nachsteht. Denn als ich mir für die (ewig lange) Heimfahrt nach Bamberg noch eine Literflasche abzapfen lassen will, was sich wegen der Schaumentwicklung ein wenig schwierig gestaltet und der Wirt erstmal nur einen dreiviertel Liter hineinbekommt, meint er lapidar: „Schaum werdd aach noch Biä“ Und mein Ansinnen, den Wegtrunk jetzt auch zu zahlen, lehnt er mit dem Hinweis auf den vielen Schaum mit einem „Wassd was, bassd scho!“ ab.

Der Franke ist unfreundlich heißt es? Nicht beim Büttner in Untergreuth! Und dass so ein Seidla freundliche 1,80€ kostet – und die Rouladen mit zwei Klößen grad mal 6,50!!!, will ich dem Rest der Republik gar nicht erst erzählen. Nein, der Büttner bleibt mein Geheimtipp. Und sollte mal ein Freund aus dem Rest der Republik wieder über die Franken schimpfen, nehme ich ihn vielleicht mal mit nach Untergreuth … aber nur, wenn er ein sehr guter Freund ist!