Nach dem selbstgebrauten Bock gestern gibt es heute wirklich den Kontrast: das Christkindlesmarkt-Bier von der Tucher. Ich finde, das Bier passt zum heutigen Tag, schließlich geht es heute ja um Nürnberg gegen Fürth, den 15. der ersten Liga gegen den den 2. der zweiten Liga. Beide haben ja im Vorfeld ein wenig vorgelegt: Der Club hat endlich mal wieder gewonnen – und das gleich 3:0. Die grün-weißen aus der Nachbarstadt haben dafür Union Berlin gleich mit 5:0 gebügelt. Vorteil für Fürth?
In einem hat Fürth im immerwährenden Duell Nürnberg gegen Fürth sowieso schon die Nase vorn – nämlich beim Bier. Denn so sehr sich Tucher als das traditionelle Nürnberger Bier – die Seele der Stadt, die Magie der Stadt usw. – präsentiert, gebraut wird es schon längst in Fürth. Das erfährt man auf der Homepage der Brauerei aber auch nur, wenn man den Reiter Kontakt/Weg anklickt. Liest man die Darstellung der Firmengeschichte, muss man meinen, ein echt Nürnberger Bier vor sich zu haben. Aber wie wir seit kurzem aus den Medien wissen, sind die echt Nürnberger Bratwürste ja auch halb belgisch, halb polnisch …

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Mittlerweile ist die Tucher mit ihren Marken Tucher, Lederer, Patrizier (gibt’s das noch?), Humbser und seit neuestem auch wieder Grüner „heute eine eigenständige Tochter der größten Privat-Brauereigruppe Deutschlands, der Radeberger Gruppe“ – so steht es auf der Homepage. Aber egal, es geht ja um die Wurst, also um’s Bier! Und das hat schon mal 6,0% in die Waagschale zu werfen. Das ist etwas, was mir in dieser Weihnachstsaison und erst durch das Bier des Tages aufgefallen ist: Während die meisten Weihnachtsbiere kleiner Brauereien so um die 5,5% Alkohol haben und damit recht moderat ausfallen, legen die größeren Brauereien gerne eine Schippe drauf: Tucher mit 6,0%, Kitzmann mit 5,9%, Veldensteiner mit 6,0% und Pyraser mit 6,1%! Das liegt wohl daran, dass die „Laufkundschaft“ mit solchen Werten eher zu ködern ist, während die Kleinen ihre „Stammkundschaft“ auch so haben. Oder die Festbiere müssen sich stärker von der betriebsinternen Konkurrenz absetzen. Schließlich hat das Tucher Übersee-Export ja schon 5,5%. Auch beim Etikett wird nicht gekleckert, sondern geklotzt: Durch den gotischen Fensterbogen mit Maßwerk geht der Blick auf den schönen Markt, pitoresk verschneite Christkindlesmarkt-Romantik, alles in Gold und tiefem Blau. Und dazu der Spruch: Das Nürnberger Original. Hintendrauf steht dann aber doch noch Fürth, wenn auch als „Nürnberg/Fürth“. Ob das den grün-weißen gefällt? Denn so sieht Fürth wie der Vorort von Nürnberg aus.
Im Glas ist es altgolden und riecht ein wenig hopfig. Positiv kann man den starkeb Alkoholgehalt nennen, der recht unauffällig ist. Und die Flaschenoptik kann man auch noch nett finden, wobei sie schon sehr am Kitsch vorbeischrammt. Was mir nicht gefallen hatte, war der recht seichte Antrunk, der zu wenig Malzsüße aufbaut. Dafür kommt recht schnell der Hopfen und lässt das Bier deutlich in die Pils-Richtung abgleiten. Ein weihnachtlich wärmendes, behäbiges goldenes Festbier – ja, das wäre es gewesen. Das hätte zum Nürnberger Christkindlesmarkt gepasst. Damit hätte man die Lebkuchen oder seine Drei im Weckla schön begleiten können. Aber so ist es ein stärkeres und leicht malzigeres 0815-Pils. Aber ehrlich, mir ist der Nürnberger Christkindlesmarkt mittlerweile eh zu voll. Zu viele Touristen, zu wenig Nürnberger Original … wie bei den Bratwürsten … oder dem Tucher Bier …

P.S.: Für das „Industriebier“ heute gibt es als Entschädigung morgen wieder ein paar Schätzchen vom Land auf einmal. Und die sind alle Original. Versprochen!