In Nürnberg ist wieder mal Bierfest und es gibt wieder allerlei neue Biere zum Testen. Gut, so „schlimm“ wie in den ersten jahren, in denen ich das Fest besucht hatte, ist es nicht mehr. Bei den meisten Brauereien kann ich guten Gewissens „abwinken“, weil ich das Sortiment schon durch habe. Mich interessieren vor allem die Biere, dich ich noch nicht hatte. Das macht so einen Bierfest-Besuch zwar manchmal ein wenig anstrengend, schließlich möchte man sich vielleicht auch mal gemütlich hinsetzen und einfach nur ein Bier trinken, ohne gleich wieder ein Foto und Notizen machen zu müssen, aber es macht das Bierfest auch spannender, ein wenig wie eine Jagd nach neuen Schätzen …
Heute möchte ich euch zwei Biere vorstellen, die ich in einer Art „Battle“ gegeneinander antreten lassen möchte. Es handelt sich um zwei Pale Ale-Vertreter, insofern ist ein Vergleich sicher gerechtfertigt. Allerdings sind die beiden Kollegen durchaus verschieden, sodass es ein wenig ist, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen. Was bekanntlich nicht geht, aber trotzdem allenthalben gemacht wird.
Bier Nummer 1 in diesem indirekten Vergleich ist das Red Grapy Ale der Klosterbrauerei Weißenohe. Für mich ist das ja so etwas wie der Craft Beer Pionier in Franken. In Weißenohe wurde mit dem Gruit und dem Virtac Bior zum Beispiel schon herrlich abseits von allem gebraut, was man sich hierzulande vorstellen konnte, als es für andere Brauer noch lange kein Thema war. Ihr versteht, was ich sagen will.
Für das Red Grapy Ale zeichnet übrigens mit Vincent Winkler sozusagen die nächste Generation verantwortlich. Irgendwie geht es bei so einem Bier dann natürlich auch darum, wie jetzt die Staffel weitergegeben wird. Und ich muss sagen, dass ich das Red Grapy Ale gelungen fand. Das Red Grapy Ale ist auf dem unteren Foto rechts.
Ich weiß, Craft Beer Fans werden jetzt die Nase rümpfen und monieren, dass man doche in hopfengestopftes Pale Ale doch nicht aus einem Seidla-Krug trinken kann. Da würden doch die einzelnen Aromen nicht so schön herauskommen. Das mag stimmen, aber das Red Grapy Ale lässt sich auch einfach nur so trinken. Ein „Trinkbier“ im besten Sinne des Wortes, das mit seinen 5,4 % nicht so schwer ist. Ich fand es übrigens gar nicht so herb, wie die Beschreibung der Brauerei nahelegt. Im Gegenteil, ich hätte es eher als schön fruchtiges „Mild Pale Ale“ bezeichnet. Schön fruchtig, in Richtung Citrus, Limette und Südfrucht gehend, aber „sessionable“, süffig … Ich würde es zum Beispiel zum Pulled Pork empfehlen. Und zwar als Grillbier genauso wie zum Essen. Man muss aber auch sagen, dass es unter den deutschen Pale Ales viel gibt, die hopfiger sind, die mehr Bittereinheiten haben und auch mehr Volumen haben. Wer ein Pale Ale sucht, dass einem die „Schädeldecke wegsprengt“, der mag enttäuscht sein. Aber wer – wie ich – ein Bier sucht, dass sich lässig trinken lässt, aber trotzdem ein wenig anders ist, der ist hier genau richtig. Und ich finde, auch für solche Biere muss Platz sein.
Was mich zum 2. Bier in diesem „Battle“ bringt. heißt der Kandidat vom Brauhaus am Kreuzberg. Das gab es im 0,33 Liter Krug. Auch da könnte man monieren, dass es für das Bier nicht das richtige Glas wäre, mithin das Nürnberger Bierfest als riesiger Biergarten auch nicht unbedingt ein einfacher Rahmen für einen Craft Beer-Test. Aber wie heißt es so schön: „Ein Bier, das nicht getrunken wird, hat seinen Beruf verfehlt.“ Und die Trinkbarkeit hatte ich mir für diesen Doppeltest als oberstes Kriterium ausgesucht.
Und da hakt es für meinen Geschmack beim Edel Hopf Pale Ale. Ich war da richtig enttäuscht, denn ich hatte vor einiger Zeit mal ein Bier namens Edelhopf vom Brauhaus am Kreuzberg, das als „das etwas andere Pils“ beworben wurde und das verdammt süffig war. An dem konnte ich keinen Fehler finden.
Das Edel Hopf Pale Ale wollte dagegen nicht so recht die Kehle runter. Das gelbtrübe Bier (auf dem Bild links) schaut nicht schlecht aus.
Aber im Trunk fand ich es unausgewogen. Der Körper ist eher leicht, die Fruchtnoten kommen auch nett hervor, aber die Bittere wirkte für mich kratzig, zu unelegant … Kurzum, es läuft nicht rund – für meinen Gaumen. Das mag jeder anders sehen und ich wette, es gibt genügend Biertrinker, die es genau umgekehrt sehen würden: Das Red Grapy Ale wäre zu mild und das Edel Hopf genau richtig herb. Kann man so natürlich auch sehen. Aber bei mir hat sich das Edel Hopf „gesperrt“. Ein zweites hätte ich mir nicht geholt.
Für mich hat in dem Fall das Red Grapy Ale dieses Battle gewonnen, einfach nur, weil ich mir davon gerne noch ein zweites geholt hätte. Oder ein drittes. Oder so ein kleines Fässchen. Beim Edel Hopf Pale Ale hätte ich mir mehr von dem Edelhopf Pils von damals gewünscht. Dann wäre es sicher unentschieden ausgegangen. Oder ich hätte es mit dem Bohemian Pilsner aus Weißenohe (im Bild oben links) vergleichen müssen. Das wäre spannender gewesen. Mal sehen, was die Brauereien im nächsten Jahr so anbieten.
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